Entkernungs- und Abbruchkostenindex für den Hochbau – EAKI

Finalist der DGNB Sustainability Challenge 2023 Forschung

Der Entkernungs- und Abbruchkostenindex (EAKI) ist ein Instrument, mit dem das Nutzungsende eines Bauwerks (auch im System der Kreislaufwirtschaft) monetär mit berücksichtigt werden kann. Mit dem EAKI können Kosten und anfallende Mengen/Massen für den Rückbau, getrennt nach Leistung und Entsorgung, ermittelt und transparent dargestellt werden. Die fertig entwickelte EAKI-Datenbank ist wie ein Leistungsverzeichnis aufgebaut. Der EAKI besteht inhaltlich aus 748 idealtypisch formulierten Leistungsverzeichnispositionen (LV-Positionen), die in sieben Kapitel (mit insgesamt weiteren 54 Unterkapiteln) gruppiert sind. Die Datenbank ist mit 1410 Einheitspreisen von (zum Teil gleichen) LV-Positionen gefüllt, die aus Angeboten von reellen Abbruchvorhaben stammen. Die Datenbank weist daraus für 318 unterschiedliche LV-Positionen Kostenkennwerte (Indizes) aus: den Minimal- und Maximalwert, das arithmetische und das gewichtete Mittel sowie den Median. Darüber ist für jede LV-Position die Anzahl der Einheitspreise hinterlegt, die zur Preisbildung führt. Hierdurch kann die Aussagekraft der Kostenkennwerte beurteilt werden (Tab. 1). Für Personen, die die Kostenkennwerte nutzen und anwenden möchten, sind neben der Anzahl der Einheitspreise auch andere Einflussfaktoren wichtig.

Tab. 1 Kostenkennwerte – Transport und Entsorgung

Je nach Menge kann sich der Einheitspreis ändern, auch regionale Unterschiede oder der Auftraggebende (öffentlich oder privat) können zu einer anderen Preisfindung führen. Der Aufbau und die Struktur der Datenbank sind so gewählt worden, dass solche Auswertungen durchführbar sind und Auswirkungen auf den Einheitspreis dargestellt werden können. Mit den Kostenkennwerten des EAKI können die Kostensicherheit und die Risikobewertung für den Rückbau gesteigert werden. Jeder Leistungsbeschreibung ist eine Kostengruppe der dritten Ebene der DIN 276 zugeordnet. Im Sinne des kreislaufgerechten Bauens ist darauf geachtet worden, dass die Zuordnung nicht nur auf die Kostengruppen für den Abbruch und die Entsorgung begrenzt wurde. Die Zuordnung erfolgt, sofern es die Leistungsbeschreibungen zulassen, zu den Kostengruppen 300–500, welche den Bezug zum Errichten/Neubau herstellen.

Die Daten des EAKI können neben den bekannten Zirkularitätsindizes (UMI, Madaster, Concular) auch für das DGNB-Zertifikat Rückbau herangezogen werden. Die Kennwerte des EAKI liefern auch Informationen für die Ermittlung der Lebenszykluskosten. Jede infrage kommende Leistungsbeschreibung hat eine Zuordnung zu den Abfallschlüsselnummern und Entsorgungsgruppen gem. AVV. Unter Verwendung der Entsorgungspositionen mit Mengenkennwerten (min – mittel – max) liegen Kennwerte zu anfallenden Abfallfraktionen und den zugehörigen Massen vor. Dies ermöglicht die Verwendung des EAKI für die Materialstrombilanzierung. Hierdurch wird eine Forderung des C2C-Konzepts mit erfüllt. Weiterhin lassen sich Aussagen zu Gebäudezusammensetzungen in Abhängigkeit von Bauwerkskategorien gem. HOAI Anlage 10 und weiteren Parametern herleiten.

Zudem besteht die Möglichkeit, Material- und Mengenkennwerte von Entsorgungspositionen des EAKI für Fragestellungen des Urban Mining aufzuarbeiten und zu nutzen. Hierzu liefert der Entkernungs- und Abbruchkostenindex neben den Kostenkennwerten auch Mengenkennwerte zu den Entsorgungspositionen inkl. Zuordnung zu AVV-Schlüsseln. Über die weitere Eingrenzung hinterlegter Bauwerksparameter wie den Gebäudeklassen, dem Baujahr, der Bauwerkskategorie und der Bauweise können Aussagen zur Bauwerkszusammensetzung hergeleitet werden. Hierdurch ist eine dezidiertere Bewertung zu Bauwerken mit Blick auf schadstoffhaltige Materialien im Vorfeld möglich. Weiterhin können die Mengenkennwerte genutzt werden, um mögliche Recyclingpotenziale der vorhandenen Bausubstanz im Vorfeld zu ermitteln. Basierend auf den Erkenntnissen kann eine Materialstrombilanzierung vorab aufgestellt und optimiert werden.

Holger Kesting, Bergische Universität Wuppertal/Universität Siegen

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