Schwerpunkte: Instandsetzung, Lehmbau
Den Mauerwerk-Kalender gibt es 2023 im 48. Jahrgang. Schwerpunkte sind die Instandsetzung und Sanierung von Mauerwerk sowie der konstruktive Lehmbau. Weitere Beiträge behandeln die Erdbebennachweise und den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Wohnungsbau. In Teil A gibt ein erster Beitrag eine grundlegende Übersicht zu den mechanischen Eigenschaften von Steinen, Mörtel und Mauerwerk. Dem folgen eine Übersicht zu Neuentwicklungen mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung wie Leichtmauermörtel, Dünnbettmörtel, Trockenmauerwerk oder Mauerwerk mit PU-Kleber sowie eine Zusammenstellung geltender technischer Regeln für den Mauerwerksbau.
In Teil B dreht sich alles um Lehmmauerwerk. Zuerst werden von Graubner et al. die Grundlagen zur Bemessung von druckbeanspruchtem Lehmmauerwerk beschrieben, was als Einführung und Hintergrundwissen insbesondere für Ingenieur:innen hilfreich ist. Anschließend setzen sich Christof Ziegert und Ulrich Röhlen mit der aktuellen Lehmbaunormung auseinander, von den Baustoffen über Mörtel, Putz und Platten bis insbesondere hin zu tragendem Lehmsteinmauerwerk nach DIN 18940. Abschließend gibt es einen kurzweiligen Bericht zur Konservierung von mesopotamischen Lehmsteinbauten, welcher indirekt auch Werbung für eine doch erstaunliche Dauerhaftigkeit macht.
In Teil C erläutern zuerst Christoph Butenweg et al. die Erdbebennachweise von Mauerwerksbauten nach Eurocode 8 – ein reines Ingenieurthema, aber angesichts jüngster Erdbeben mit erheblichen Schäden gerade bei Mauerwerksbauten beachtenswert. Dann folgt ein Beitrag von Steffen Marx et al. zur Weiternutzung von Eisenbahngewölbebrücken. Diese sind eine weitverbreitete Bauform für kurze Mauerwerksbrücken, bilden ca. ein Viertel des Brückenbestands der Bahn und sind oft in einem schlechten Zustand. Eine Erhaltung ist aus baukulturellen und ökologischen Gründen erstrebenswert. Es werden historische Konstruktionsweisen und Lastmodelle erläutert sowie typische Schäden und Sanierungsmöglichkeiten beschrieben. Nachfolgend wird eindrucksvoll aufgezeigt, wie Gewölbebrücken zwischen Ersatzneubau, Teilerneuerung und Ergänzung mit geringstem Ressourceneinsatz und minimalen CO2-Emissionen für die moderne Weiternutzung ertüchtigt werden können. Abschließend folgen noch zahlreiche Beispielprojekte zur Erläuterung. Bis auf die Lastmodelle können die Vorgehensweisen weitestgehend auch auf die mindestens ebenso zahlreichen sanierungsbedürftigen Straßengewölbebrücken übertragen werden, von denen sich viele im Eigentum von Kommunen befinden. Der umfangreiche Beitrag ist enorm wichtig zur ressourcenschonenden Weiternutzung weitverbreiteter Mauerwerksgewölbebrücken. Dann gibt es noch einen Beitrag zur Brandschutzbemessung von Mauerwerk nach Eurocode 6.
Mit der Instandsetzung von historischem Naturstein-Mauerwerk im Spannungsfeld von Denkmal- und Naturschutz geht es in einem Beitrag von Christian Kayser weiter. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem rücksichtsvollen Umgang mit Flora und Fauna. So gehen bei notwendigen Neuverfugungen Brutablagen für Wildbienen verloren, können aber durch Bienensteine mit Löchern ersetzt werden. Ein schöner Beitrag mit einem Vorteil für den Naturschutz. Abschließend gibt es noch einen interessanten Beitrag zum Einsatz künstlicher Intelligenz im Wohnungsbau sowie eine Übersicht zu laufenden Forschungsvorhaben. Bereits die Auflistung der Forschungsstellen erscheint hilfreich.
Der Mauerwerk-Kalender 2023 ist wieder eine solide Arbeitsgrundlage und ein aktuelles Nachschlagewerk für die Planung und Ausführung von Mauerwerk aller Art. Die Schwerpunkte Instandsetzung von Mauerwerk-Gewölbebrücken und Naturstein-Mauerwerk sowie der Lehmbau rücken Nachhaltigkeitsthemen angemessen in den Vordergrund.
Mauerwerk-Kalender 2023
Schwerpunkte: Instandsetzung, Erdbeben, Lehmbau
Detleff Schermer, Eric Brehm [Hrsg.]
Berlin: Ernst & Sohn (2023)
348 S., Hardcover, 159 Euro