Planen, bauen und ­betreiben gehören ­zusammen

Bernhard Hauke nbau Chefredakteur
Bernhard Hauke nbau Chefredakteur
Quelle: Luhnen-Lichtkunst Fotografie

Da kommen wir nur mit einer Bildungsoffensive zur Ökobilanzierung raus. BAK, BIngK, HDB & Co., übernehmen Sie – so mein Wunsch an gleicher Stelle vor zwei Monaten. Inzwischen haben BAK und BIngK eine gemeinsame Qualifizierungsoffensive Nachhaltigkeit angekündigt und möchten auch zusammen ein kammergeführtes Bundesregister Nachhaltigkeit einrichten – wunderbar. Und wenn wir schon bei erfüllten Wünschen sind: Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur hat dieses Jahr eine Jury benannt, in der ENDLICH neben der geballten Architektur-Kompetenz (sic) auch ein Klimaingenieur und ein Tragwerksplaner vertreten sind – wirklich schön. Schließlich wird dieses ganzheitliche Ding – nachhaltige Architektur – nicht von Architekt:innen alleine gemacht, sondern von einem Team aus verschiedenen Expert:innen. Das ist also eine wichtige und sichtbare Anerkennung der multidisziplinären Planungsnotwendigkeit. Nun könnt’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Oder fehlt noch was?

Dieses ganzheitliche Ding – nachhaltige ­Architektur – wird von einem Team gemacht

Es ist ein alter Hut, dass die Baukosten am nachhaltigsten in den frühen Leistungsphasen beeinflusst werden können und dass deshalb die Baufirmen mit ihrer Ausführungskompetenz möglichst frühzeitig in die Planung einbezogen werden sollten. Seit geraumer Zeit tauchen nun vermehrt Diagramme auf, die jenen zur Baukostenbeeinflussung über die Zeit gleichen, bei denen es aber nun um Nachhaltigkeitsparameter wie z. B. Ökobilanz oder Treibhausgasemissionen geht. Es scheint nachvollziehbar, dass ein gut entworfenes und geplantes Gebäude, bei dem Architektur und alle weiteren Fachplanenden sich beizeiten abstimmen, deutlich kostengünstiger und nachhaltiger sein kann, als wenn dies nicht passiert. Aber wie gut lässt sich eigentlich das perfekt geplante Gebäude insbesondere im Sinne der Nachhaltigkeit umsetzen – also bauen und betreiben? Oder funktioniert das nur im Modell ganz prima, lässt sich aber in der Praxis (noch) nicht so reibungslos realisieren, weil vielleicht ein paar praktische Details anders als angenommen sind? Könnte das Ergebnis noch viel besser sein, wenn die Umsetzungserfahrungen zahlreicher früherer, vielleicht ähnlicher Bauprojekte direkt in die Planung der nächsten Bauwerke mit einfließen würden? Und selbst wenn das alles super geklappt hat, sind die Nutzer:innen zufrieden? Funktioniert der Betrieb kostengünstig, nachhaltig und möglichst klimaneutral? Die Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette des Planens, Bauens und Betreibens ist und bleibt ein Imperativ der Vernunft. Andere Wirtschaftsbereiche, die meist weniger kleinteilig sind, machen uns das schon seit Dekaden vor, z. B. die Automobilindustrie. Nicht alles ist ob der unterschiedlichen Strukturen und Produkte übertragbar, manches in adaptierter Form aber schon.

Also konkret: Die Bauwirtschaft, HDB & Co. sollten selbstverständlicher und integraler Teil der Qualifizierungsoffensive Nachhaltigkeit und des angedachten Bundesregisters Nachhaltigkeit sein. Bei der Jury zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur gibt es mit der Fellbacher Baubürgermeisterin zumindest eine Vertreterin der bauauftraggebenden und betreibenden Seite. Aber die Bauausführung gehört zur ganzheitlichen Sicht ebenso dazu – also eine Bauunternehmerin und einen Bauleiter bitte. Lasst uns die Silos des sektoralen Denkens zum Tanzen bringen – gemeinsam!

Bernhard Hauke
nbau Chefredakteur

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