Der Chemiker und Umweltwissenschaftler Friedrich Schmidt-Bleek (1932–2019) gilt als einer der Begründer der deutschen Umwelt- und Ressourcenforschung, war Gründungs-Vizepräsident des Wuppertal-Instituts und führte unter anderem den Begriff des ökologischen Rucksacks ein. Manuela Zimmer, Harald Kühr und Hubert Rhomberg haben nach dem Tod Schmidt-Bleeks 2019 sein Werk als Herausgeber fertiggestellt.
Eine fortwährende und steigende Nutzung von natürlichen Ressourcen ist für Erhalt und Mehrung unseres Wohlstands erforderlich. Dieser angeblichen ökonomischen Binsenweisheit widerspricht Schmidt-Bleek energisch und fordert stattdessen eine deutlich steigende Ressourcenproduktivität – nicht Ressourceneffizienz. Die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs um den Faktor 10, eine Dematerialisierung der Wirtschaft also, so die Kernaussage, ist ein zentraler Hebel für die Bewältigung der Klimakrise und die Beendigung der Umweltzerstörung. Damit würden nämlich qualitative Veränderungen der Ressourcenabhängigkeit von Produkten und Dienstleistungen möglich. Das Buch skizziert das Gedankengerüst dazu.
Los geht es mit einer Beschreibung der natürlichen Ausgangssituation, unserem ökonomischen System aus Primär-, Sekundär- und Tertiärwirtschaft sowie den Belastungen (ökologischer Rucksack) und Schäden, die dadurch entstehen, und schließlich einem Produktansatz, der Lösungen verspricht. Ein Kapitel von Hubert Rhomberg geht hier auf nachhaltiges Bauen ein. Wer es mit der Ressourcenwende ernst meint, so stellt er voran, der sollte im Bauwesen anfangen, weil hier am meisten Ressourcen, Abfall und Transporte anfallen. Es folgt das schon so oft gelesene Plädoyer für Holzbau, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung. Schließlich werden darauf aufbauende Zielsetzungen für Wirtschaft und Gesellschaft beschrieben. Weiter geht es dann zu den Voraussetzungen für eine Ressourcenwende, nämlich Ausbildung, Kommunikation, Sozialpolitik und Steuersystem, sowie zu den Anforderungen an die Politik von morgen.
Das Buch Grüne Wahrheiten ist ein bisschen das Vermächtnis des Doyens der deutschen Umweltforschung Friedrich Schmidt-Bleek, das durchaus interessante Anregungen gibt zur Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch. Wenn es dann konkret wird, insbesondere zum Bauen, sei vielleicht ergänzende Literatur mit einer etwas breiteren Sichtweise zu empfehlen.