Bauen ist mehr und mehr auch eine Frage verfügbarer Rohstoffe und Baumaterialien, was uns in den vergangenen Jahren vor Augen geführt wurde. Die weltweit wachsende Bevölkerung forciert den Bedarf an Raum und somit Baumaterial weiter. Gleichzeitig wird aus Nachhaltigkeitsgründen immer deutlicher, dass sich das Bauen wieder stärker auf die Nutzung der regional verfügbaren Ressourcen fokussieren muss. Dieser Trend hat die Renaissance der Holzbauweise mit eingeläutet. Hierbei ist aber bisher Nadelholz das Hauptmaterial für konstruktive Anwendung. Dies liegt an dessen guter und eingeübter Verarbeitbarkeit, aber auch an der forstwirtschaftlichen Struktur. Mit dem Klimawandel, steigenden Temperaturen und zunehmender Trockenheit leiden aber insbesondere die Nadelwälder. In Bergregionen wie dem Sauerland oder dem Harz sind aufgrund der veränderten klimatischen Bedingungen inzwischen großflächig Fichtenmonokulturen abgestorben. Die erforderliche Wiederaufforstung setzt verstärkt auf Misch- und Laubwälder. Entsprechend wird zukünftig das Angebot an heimischem Nadelholz abnehmen, während mehr Laubholz verfügbar sein wird. Bauen mit Laubholz passt also in einen zunehmenden Rohstofftrend. Zusätzlich eröffnen die höheren Festigkeiten im Vergleich zu Nadelholz insbesondere konstruktiv ganz neue Möglichkeiten: Holzwerkstoffe können optimiert und hochfeste Laubhölzer mit kostengünstigeren Nadelhölzern kombiniert werden. Das Buch will dazu einen technischen Überblick und gestalterische Anregungen geben.
Gefühlt ist Bauen mit Laubholz eine neue Entwicklung. Tatsächlich wurde aber Laubholz historisch gesehen immer zum Bauen verwendet, insbesondere Eichenholz. Ein kleiner Rückblick zum Einstieg zeigt dies auf. Mit einem weltweiten Überblick wird der wachsende Einsatz von Laubholz gezeigt und dessen weiter zunehmende Bedeutung vorhergesagt. Eine praktische Einführung zu den konstruktiv einsetzbaren europäischen Laubholzarten und daraus hergestellten typischen Bauprodukten mit Eigenschaften und Anwendungshinweisen folgt. Anschließend wird das Konstruieren mit Laubholz erläutert. Die statischen Vorteile von Furnierschichtholz Buche GL75 gegenüber Brettschichtholz Fichte GL24 werden insbesondere bei Druck- und Zugbelastungen deutlich, aber auch bei Schub. Als Biegeträger kann FSH Buche GL75 selbst mit Walzprofilen in Stahl S235 gleicher Außenabmessungen mithalten oder als Pendelstütze schlanker als das Pendant in Beton C30/37 ausgeführt werden. Auch als Fachwerkträger ist das Potenzial von Laubholz enorm.
Detail-typisch folgen dann noch zehn Projektbeispiele zum Bauen mit Laubholz. Eine Produktionshalle in Waldenburg zeigt z. B. die Machbarkeit großer Spannweiten mit Fachwerkträgern aus FSH Buche. Ein Verwaltungsgebäude in Waldenburg glänzt mit einfach montierbaren Zapfenanschlüssen der Nebenträger, ebenfalls aus FSH Buche. Das Museum Aspen von Shigeru Ban realisiert wunderbar geschwungene Formen mit Birkensperrholz, während BSH aus Esche bei einer Parkgarage in Innerarosa seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellt. Bauen mit Laubholz fokussiert auf dessen Einsatz in der Tragkonstruktion. Die Publikation liefert das nötige Fachwissen für den sicheren Umgang mit Laubholz im Hochbau und zeigt gelungene Architekturbeispiele aus der Praxis für die Praxis.
Bauen mit Laubholz
Konrad Merz, Anne Niemann, Stefan Torno (2020)
München: Detail Verlag
112 S., Hardcover, 52,90 Euro