Energetische Qualität: Anpassungsbedarf bei Immobilienwerten

BBSR veröffentlicht erste Ergebnisse des Expertenpanels Immobilienmarkt

Die energetische Beschaffenheit eines Gebäudes hängt u. a. von der Bauart, dem Wärmeschutz und der Art der Heizung ab. Sie wird nach Ansicht von Fachleuten für den Immobilienmarkt künftig den Kaufpreis einer Immobilie deutlich stärker als bisher beeinflussen. Das geht aus dem Expertenpanel Immobilienmarkt hervor, für das das BBSR 240 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wohnen, Logistik, Einzelhandel und Büro online befragte.

90 % der Fachleute stimmen der Aussage zu, dass die energetischen Merkmale eines Gebäudes seinen Kaufpreis zunehmend beeinflussen werden. Dabei macht es nur einen geringen Unterschied, ob die Teilnehmenden im Wohnungs- oder in einem der Wirtschaftsimmobiliensegmente tätig sind. Gleichzeitig hält lediglich ein Fünftel der Befragten die energetischen Merkmale eines Gebäudes im derzeitigen Marktwert bereits für gut eingepreist.

Pessimistisch schätzen die Fachleute die Bereitschaft der Immobilieneigentümer ein, in die energetische Modernisierung eines Gebäudes zu investieren: Eine deutliche Mehrheit (71 %) rechnet in der aktuellen Situation nicht damit, dass Immobilieneigentümer genügend in bauliche Maßnahmen investieren werden, um die Energiesparziele im Gebäudesektor zu erreichen. 72 % widersprechen zudem der These, dass es genügend politische Anreize und Maßnahmen gibt, um Besitzer zu Energieeinsparmaßnahmen zu motivieren. Nur 14 % unterstützen diese Aussage.

Bewertung aktueller Einflussfaktoren auf die Immobilienmärkte (Angaben in % der Befragten)
Quelle: BBSR-Expertenpanel Immobilienmarkt 2022/23

Investitionsbremse Hypothekenzinsen

Als aktuell größtes Problem für Immobilieninvestitionen sehen die Branchenakteure die Entwicklung der Hypothekenzinsen (77 %). Ein deutlich geringerer Anteil der Befragten (55 %) sieht die Entwicklung der Inflation (inkl. Energiekosten) als derzeit größtes Investitionshemmnis an. 56 % der Befragten gehen davon aus, dass sich der Käufermarkt für Wohneigentum entsprechend drastisch verkleinern wird. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien wird sich nach Einschätzung einer Mehrheit (53 %) in günstigere Segmente verlagern.

„Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen die großen Herausforderungen, vor denen die Märkte durch sich überlagernde Krisen stehen: Zum einen scheint sich eine Lücke aufzutun zwischen den Bedarfen im Sinne des Klimaschutzes und der notwendigen Investitionspraxis“, sagt BBSR-Immobilienmarktexpertin Eva Katharina Neubrand. „Zum anderen zeigt sich, dass in der Immobilienwertermittlungspraxis aufgrund noch fehlender geeigneter Daten zu energetischen Eigenschaften von Gebäuden die konkreten Preiseffekte in der Regel noch nicht hinreichend ermittelt werden können.“

Über das Expertenpanel Immobilienmarkt: Das BBSR holt seit 2012 aktuelle Markteinschätzungen der Immobilienbranche mit seiner Online-Befragung BBSR-Expertenpanel Immobilienmarkt ein. Ein ausgewählter Kreis an Marktexpertinnen und -experten aus den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen des deutschen Immobilienmarkts wird darin zu Themen der Wohn- und Wirtschaftsimmobilien befragt. Im Vordergrund der Befragung stehen die subjektive Markteinschätzung und die eigene Erfahrung. Das BBSR-Expertenpanel ist Baustein der laufenden Immobilienmarktbeobachtung des Instituts und wird im Auftrag des BMWSB jährlich durchgeführt. Die aktuelle Befragung fand zwischen dem 15. Dezember 2022 und dem 22. Januar 2023 statt.


Ergebnisse der Befragung mit Grafiken

https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/immobilienmarkt-beobachtung/expertenpanel-immobilienmarkt/start.html?pos=1

Jobs

ähnliche Beiträge

Die Erderwärmung ist greifbar

Climate Pulse: globale Klimadaten in Beinahe-Echtzeit.

Die Wärmewende braucht zusätzliche Fachkräfte

Wie die Wärmewende gelingt: Sieben Thesen von der Gebäude-Allianz.

Nicht viel Neues im Klimamanifest

Erwiderung auf das Manifest für einen Kurswechsel in der Klimapolitik für den Gebäudesektor (Klimamanifest).