Nachhaltigkeit oder Bauboom?

Paneltalk zum Planen
und Bauen der Zukunft

Am 4. März 2022 wurde zum dritten Mal der Internationale Tag des Ingenieurwesens für nachhaltige Entwicklung begangen, um auf die bedeutenden Leistungen von Ingenieurinnen und Ingenieuren aufmerksam zu machen. Die UNESCO hatte 2019 hierfür den 4. März zum alljährlichen World Engineering Day for Sustainable Development erklärt.

Dies nahm die Bundesingenieurkammer zum Anlass, mit Politik und Wissenschaft ins Gespräch zu kommen. Die renommierte Bauingenieurin Prof. Lamia Messari-Becker und der Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Dr. Rolf Bösinger diskutierten an diesem Tag mit BIngK-Vizepräsident Dipl.-Ing. Ingolf Kluge, wie das Planen und Bauen der Zukunft unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit gelingen kann. Denn das Errichten, die Instandhaltung und der Betrieb von Gebäuden und Bauwerken verbrauchen fast ein Drittel aller Rohstoffe und annähernd 40 % der Energie weltweit. Gleichzeitig benötigen wir in Deutschland aber deutlich mehr Wohnraum und müssen massiv in die Infrastruktur investieren. Wie lässt sich diese Diskrepanz überwinden? Wie kann man die ambitionierten Ziele erreichen, ohne dass Ressourcen weiter im bisherigen Maß verbraucht werden? Hier sind neue Technologien und Ansätze gefragt, um den CO2-Fußabdruck von Gebäuden und Bauwerken und deren Energieverbrauch massiv zu verringern. 

Dipl.-Ing. Ingolf Kluge, Vizepräsident der Bundesingenieurkammer, zum Internationalen Tag des Ingenieurwesens für nachhaltige Entwicklung: „Ingenieurinnen und Ingenieure leisten schon jetzt hervorragende Arbeit in Sachen Nachhaltigkeit. Ob bei der konkreten Planung eines Bauwerks oder in der Forschung – sie suchen immer nach den bestmöglichen Lösungen. Das gilt es an diesem Tag zu würdigen. Aber natürlich können wir die dringend notwendige Bauwende nicht allein stemmen. Dafür braucht es entsprechende Rahmenbedingungen von der Politik, aber auch Unterstützung durch die Wissenschaft. Hierzu haben wir den Austausch gesucht.“

BIngK-Paneltalk zum World Engineering Day for Sustainable Development: Dr. Rolf Bösinger (Bundesbauministerium), Christine Mattauch (Moderatorin), Dipl.-Ing. Ingolf Kluge (Bundesingenieurkammer) und Prof. Lamia Messari-Becker (Uni Siegen)
Quelle: BIngK

Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, misst dem Ingenieurwissen ebenfalls eine große Bedeutung bei: „Bauwesen und Bauwirtschaft stehen vor großen Herausforderungen: Es gilt, innerhalb kurzer Zeit konkrete Lösungswege für das Erreichen der Klimaschutzziele zu erarbeiten. Der Umgang mit den immer knapper werdenden natürlichen Ressourcen muss grundlegend überdacht werden. Für die bereits jetzt einsetzenden und die nicht mehr zu verhindernden Folgen des Klimawandels müssen Anpassungsstrategien entwickelt werden. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass Bauen und Wohnen zukünftig bezahlbar bleiben. Für die Bewältigung dieser Herausforderungen sind vor allem auch die innovativen Potenziale der in Wissenschaft und Planung tätigen Ingenieurinnen und Ingenieure erforderlich.“

Auch Prof. Lamia Messari-Becker, Universität Siegen, unterstreicht die Rolle der planenden Berufe: „Ohne Ingenieurswesen keine erfolgreiche Nachhaltigkeitspolitik – mit nur ca. 82 Millionen Einwohnern und kaum Rohstoffen ist Deutschland die viertstärkste Wirtschaftsnation, nicht zuletzt dank Ingenieurinnen und Ingenieuren und ihrer Innovationsstärke. Diese Stärke ist auch zukünftig zentral: für bezahlbares Wohnen, intakte Infrastrukturen, erneuerbare Energieversorgung, klimafreundliche Mobilität, Gebäude und Städte. Diese Herausforderungen lassen sich nur im engen Austausch zwischen Politik, Wissenschaft und Praxis meistern.“

Der Panel-Talk ist zu sehen unter www.bingk.de.