Mehr Geld oder selbst ist die Nachhaltigkeit

Bernhard Hauke nbau Chefredakteur
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Da ist sie also, die lange angekündigte Neubauförderung oder in Verwaltungsdeutsch: Bundesförderung für Effiziente Gebäude (BEG)Klimafreundlicher Neubau (KFN). Gut ist, dass diese vom Wirtschafts- und Klimaschutzministerium auf das Bauministerium übergeht und Ministerin Klara Geywitz als neue Hüterin des Fördertopfes hat sicher recht, dass klimagerechtes Bauen heute keine Kann-, sondern eine Muss-Entscheidung sein sollte.

Unsere Regelungen wollen gerne viel auf einmal: Die Richtline Klimafreundlicher Neubau gilt sowohl für Wohngebäude als auch für Nichtwohngebäude – also für fast alle Gebäude, sofern das Gebäudeenergiegesetz anwendbar ist. Es ist gut, dass sich die Förderung klimafreundlichen Bauens, anders als oft wahrgenommen, nicht mit den Wohnbauten erschöpft. Andererseits drückt es im Wohnungsbau schon seit Längerem und wohl auch noch für absehbare Zeit am meisten, sodass ich mich schon frage, wie da der Topf für alles reichen soll. Dann gibt es die kleine Förderung für den energetischen Standard Effizienzhaus 40 (EH 40) und reduzierte Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus nach dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) sowie die ganz kleine Förderung nur für EH 40. Niemand kann es allen recht machen, und es gibt auch Wünsche nach Förderung ohne Nachhaltigkeitsanforderungen. Aber wäre es in Anbetracht der erforderlichen Bauwende nicht sinnvoll, die Anforderungen EH 40 und QNG zu verschmelzen? Ist es nicht fachlicher Konsens, dass die Betrachtung der Energieeffizienz ohne Berücksichtigung der Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus zu kurz gesprungen ist? Ein klassischer Kompromiss des Umsetzbaren vielleicht. Ich hoffe, wir bereuen die kleinen Schritte nicht in naher Zukunft. Michael Halstenberg argumentiert völlig richtig, dass ohne grundlegende Änderungen und deutlich radikalere Maßnahmen der Gebäudebereich die Klimaziele klar verfehlen wird.

Ist es nicht Konsens, dass Energieeffi­zienz ohne ­Betrachtung der Treibhaus­gas­emissionen über den gesamten Lebenszyklus zu kurz gesprungen ist?

In der Bau- und Immobilienbranche ist das Echo teilweise noch negativer. Quasi allen ist gemein, dass das Fördervolumen als zu niedrig eingestuft wird. Allerdings, das Programm heißt Klimafreundlicher Neubau und nicht Inflationsausgleich, Fachkräftefonds oder Baukonjunkturhilfe. Einige möchten Förderung ohne QNG und Zertifizierung. Sicher, das Prozedere mit Energieeffizienzexpert:innen und QNG-Nachhaltigkeits­expert:innen ist überkomplex. So wie Energieeffizienz allein zumindest beim Neubau überholt ist, müssen auch die Fachexpertisen zusammengeführt werden. Aber warum Nachhaltigkeit weglassen? Dann doch lieber bei der Komplexität sparen. Die Gebäudeklasse E mit Experimentieren und einfachem Bauen ist so eine Richtung, oder das verantwortungsvolle Reduzieren der teuren Baustandards wie Schallschutz oder Brandschutz mit direkter Auswirkung auf die graue Energie. Das sind Dinge, die neben Mut zu Verantwortung und Veränderung aber insbesondere einer rechtlichen Absicherung bedürfen.

ZIA-Präsident Andreas Mattner forderte statt der angekündigten 1,1 Mrd. Euro einen Deka-Wumms von 10 Mrd. Euro für den Neubau, um gleich noch die Baukonjunktur zu beleben und die Wohnungsfrage mit zu lösen. Förderung des Neubaus kann es konsequenterweise nur noch in Bestandsgebäuden geben, sagt Michael Halstenberg zugespitzt, und Förderung des Wohnungsbaus eigentlich nur in den Wachstumszentren. Von der Bundesregierung war schon zu hören, dass die viel zitierten 400.000 Wohnungen überwiegend im Bestand entstehen sollten. Dann wäre der Neubau-Topf doch nicht so klein. Gleichzeitig müsste jedoch der Löwenanteil der (Wohnbau-)Förderung nicht nur in die (energetische) Sanierung, sondern in die Schaffung von Wohnraum im Gebäudebestand fließen. Und warum nicht auch ein CO2-Budget pro Quadratmeter einführen? Dann würden sich mehr Innovationen und anspruchsvolle (Um-)Bauten lohnen. Brauchen wir wirklich mehr Fördergeld oder zuerst deutlich bessere regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen, welche die Innovationskräfte der Branche noch deutlich mehr freisetzen? Selbst ist die Nachhaltigkeit.

Bernhard Hauke
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