Konvent der Baukultur – Umbaukultur

Anfang Mai fand in Potsdam am Sitz der Bundesstiftung Baukultur in der Schiffbauergasse der Konvent der Baukultur 2022 statt. Auch wenn die Gremien der Bundesstiftung neu gewählt und die Pots­damer Resolution zur baukulturellen Bildung verabschiedet wurde, die alles überragenden Themen der meisten Vorträge, Diskussionen und Gespräche waren klimagerechtes Bauen und – in diesem Zusammenhang – der Umgang mit dem Gebäudebestand. So forderte Prof. Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in seiner Keynote, die Erderwärmung auf 2° zu begrenzen. Dem Bausektor sind mindestens 40 % der Emissionen zuzurechnen, weshalb dieser der wichtigste Faktor für den Klimaschutz ist. Der Vorsitzende der Bundesstiftung Baukultur Reiner Nagel stellte fest, dass Abriss und Neubau – auch nicht als Klimapositivhaus – dem Klimaschutz weit weniger hilft als Erhalt und Umnutzung des Bestands. Durch eine neue Umbaukultur wird die graue Energie des Bestands zur goldenen Energie. Prof. Werner Sobek erläuterte am zweiten Tag in seiner Keynote Ausgehen muss man von dem, was ist, wie wichtig es ist, eine gemeinsame, verständliche Sprache zu finden, sodass wir alle vom Gleichen ausgehen, aber auch möglichst viele Menschen für die anstehenden Veränderungen mitnehmen können. Wegen der Dringlichkeit des Klimaschutzes forderte er ein neues Nachhaltigkeitskonzept, bei dem die Ökologie über der Ökonomie und den sozialen Aspekten stehen muss.

Umfrage zu den größten Hindernissen einer Umbaukultur
Quelle: Bundesstiftung Baukultur

Im weiteren Verlauf wurde insbesondere die Umbaukultur diskutiert. Als Haupthindernisse für mehr Umbau sahen die Teilnehmer an, dass die Bauwirtschaft auf Neubau ausgerichtet sei, sowie den ­hohen Aufwand und die Risiken durch Unvorhergesehenes. Die parlamentarische Bau-Staatssekretärin Cansel Kiziltepe sprach von einer Umbruchphase, um unabhängig von fossilen Energien zu werden und gleichzeitig mehr Wohnraum zu schaffen, jedoch nicht nur im Neubau, sondern auch durch Umwidmung und Bestandsbau. Werner Sobek forderte dazu eine Rück-Regionalisierung des Bauens und dass viel mehr jeweils lokal verfügbare Baustoffe eingesetzt werden und unnötige Transporte vermieden werden sollten. Beim abschließenden politischen Podium Auf dem Weg zu einer neuen ­Umbaukultur mit den baupolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen Claudia Tausend (SPD), Kassem Taher Saleh (Grüne), ­Daniel Föst (FDP), Michael Kießling (CSU) und Caren Lay (Linke) war anfangs noch mit Bezug auf den Plan der Bundesregierung, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu errichten, vom Neubau die Rede. Am Ende waren sich Parlamentarier und Konvent einig, dass Umbau und Umwidmung auch für den Wohnungsbau der nachhaltigere Weg ist.

Werner Sobek fordert eine neue Nachhaltigkeit mit dem Primat der Ökologie
Quelle: Bernhard Hauke

Mehr zum Konvent der Baukultur 2022 und zur Potsdamer Resolution zur baukulturellen Bildung: www.bundesstiftung-baukultur.de

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