Mangelnde Dynamik bei Gebäuden

Stand der Energiewende in Deutschland 2024

Aufgrund neuer Rekorde bei Erneuerbaren und einem historischen Tief bei der Kohleverstromung gingen die Treibhausgasemissionen in Deutschland 2024 deutlich zurück. Damit hält die Bundesrepublik das nationale Jahresklimaziel ein, verfehlt zugleich aber die EU-Klimavorgaben aufgrund fehlender Fortschritte in den Bereichen Gebäude und Verkehr. Um die positive Dynamik des Stromsektors auf die Nachfragesektoren zu übertragen, sind Investitionsanreize für klimaneutrale Technologien und die Absicherung attraktiver Strompreise essenziell.

Auch im Jahr 2024 konnte im Gebäudesektor keine nennenswerte Reduktion der Emissionen beobachtet werden. Mit 105 Mio. t CO2eq wurden im Vergleich zum Vorjahr lediglich 2 Mio. t weniger ausgestoßen. Das im Klimaschutzgesetz angegebene Emissionsziel von 96 Mio. t CO2eq wurde deutlich verfehlt. Die geringfügigen Emissionsreduktionen gehen im Wesentlichen auf den abermals verringerten Heizenergiebedarf infolge warmer Witterung zurück. Strukturelle Verbesserungen gab es 2024 kaum: So ging der Wärmepumpenabsatz gegenüber dem Vorjahr um 44 % auf rd. 200.000 Wärmepumpen zurück, die Baubranche schwächelte und energetische Sanierungen sanken auf ein historisches Tief.

Dazu Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin: „Die Klimaschutzambitionen v. a. in den Sektoren Verkehr und Wohnen müssen darum deutlich verstärkt werden. Hierfür sollte unter den demokratischen Parteien schnellstmöglich ein parteiübergreifender Konsens hergestellt werden, damit die nötigen Maßnahmen nicht wieder in politischen Grabenkämpfen unter die Räder kommen.“ Und Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), ergänzt: „Die anhaltenden Zielverfehlungen im Gebäudesektor sind die Quittung für jahrelanges Nichtstun der Bundesregierung. Bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit – und ohne eine energetische Ertüchtigung unserer Gebäude werden die Energiekosten für viele Menschen untragbar. Um die immer größer werdende Klimaschutzlücke effektiv zu schließen, fordern wir die nächste Regierung auf, innerhalb der ersten 100 Tage ihrer Amtszeit eine überzeugende Sanierungsoffensive zu starten – für Schulen, Kindergärten sowie Ein- und Zweifamilienhäuser. Dabei müssen energetische Sanierungen klar Vorrang vor Neubauprojekten erhalten.“


Die Energiewende in Deutschland

Stand der Dinge 2024. Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2025
Agora Energiewende (2025)
https://www.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2025/2024-18_DE_JAW24/A-EW_351_JAW24_WEB.pdf

Jobs

ähnliche Beiträge

Annika Seifert Professorin für Klimaangepasstes Bauen und Entwerfen an der Uni Stuttgart

Annika Seifert auf neu eingerichtete Professur am Institut für Baustofflehre, Bauphysik, Gebäudetechnologie und Entwerfen berufen.

Klimaschutz im Alltag – worauf kommt es an?

Mit dem Mitmach-Tool Klimawaage spielerisch für Klimaschutz begeistern.

Zirkuläres Planen und Bauen mit Fokus auf die Wiederverwendung von Bauprodukten

Handlungsempfehlungen für öffentliche Vergabe- und Beschaffungsstellen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene.