Bauen im Bestand – Wohnen

Building in Existing Contexts – Living

Wenn die Allgemeinheit sich in Bezug auf das Bauen schon länger und auch naheliegend besonders für den Wohnungsbau interessiert, dann ist in baukulturellen Kreisen vielleicht die Umbaukultur eines der aktuellen Schlüsselworte, denn Bauen im Bestand ist für eine klimagerechte Zukunft von größter Bedeutung. Das Buch Bauen im Bestand – Wohnen greift beides vereint auf und zeigt, wie herausragende Wohnqualitäten durch Umbau, Umnutzung, Sanierung oder Modernisierung von bestehenden Gebäuden entstehen können. Mit 26 sehr unterschiedlichen Projekten bietet das Buch praxisnahe Einblicke in innovative und kreative Bauvorhaben.

Eingangs wird in einem kurzen Essay das bekannte Phänomen beschrieben, dass urbane Nachverdichtung für dringend erforder­lichen zusätzlichen Wohnraum allgemeine Zustimmung findet, aber die wenigsten dies dann auch in ihrem eigenen Hinterhof haben möchten: Nachverdichtung? Bitte nicht hier! Ein kleiner Hoffnungsschimmer – Yes in my backyard! – sei ein Trend aus Kalifornien. Mit solch Perspektive geht es weiter mit Stadthäusern – Lückenschluss im Bestand. Dem folgt Geschosswohnungsbau als Umnutzung eines Bürogebäudes und eines Kornspeichers oder als luftige Ergänzung eines Wohnsilos. Noch konsequenter ist, wenn auf Quartiersebene ganze Büroblöcke, ein innerstädtisches Fabrikgelände, das Münchner Olympische Dorf oder die Aufstockung eines sanierungsbedürftigen Parkhauses zu durchmischten Nachbarschaften transformiert werden.

Im zweiten Essay werden Möglichkeiten und Hindernisse der Umwandlungen nicht mehr gebrauchter Büro- und Verwaltungsbauten zu Wohnungen in Kürze durchdekliniert. Letztlich werden ein langer Atem und eine differenzierte Betrachtung empfohlen. Die nachfolgenden Projekte Haus mit Garten sind beschaulicher und weniger urban. Mit sehr individuellen einzelnen Wohneinheiten geht es weiter; vom Umbau einer Werkstatt, einer Zollhalle oder einer Keksfabrik bis zu einer Kirche reicht das Spektrum. Abschließend geht es um Wohnen auf Zeit. Da werden ein Bankenturm, ein Silogebäude, Marcel Breuers Brutalismus-Ikone, der ehemalige Hauptsitz eines Reifenherstellers in New Haven oder eine Zuckerfabrik zu Hotels umgebaut.

Bauen im Bestand – Wohnen 2024 ist eine handliche Inspirationsquelle für die Schaffung von Wohnraum im Geiste der Umbaukultur. Gerade wenn das berühmte Blatt beim Planen nicht mehr weiß ist, bieten die zahlreichen praktischen Beispiele immer wieder andere Ansätze und wertvolle Orientierung. Auch die detaillierten Zeichnungen im Maßstab 1:20, die durch Grundrisse und Schnitte ergänzt werden, geben Hinweise für Konstruktionslösungen. Ein Buch, das in unsere Zeit passt.

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