Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten im ­Brückenbau – was hält uns auf?

Die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels sind im Bewusstsein der Bauschaffenden angekommen. Kaum eine Konferenz, kaum eine Förderung von Forschung oder eine Podiumsdiskussion findet statt, ohne dass das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle spielt – und das ist gut und wichtig.

1 Was uns hindert, nachhaltig zu planen

Auch das Wissen darüber, welche Auswirkungen das Bauwesen durch seine hohen Ressourcenverbräuche und die damit verbundenen hohen Treibhausgasemissionen, aber auch das hohe Abfallaufkommen hat, wurde bereits in zahlreichen Quellen publiziert [1]. Dennoch findet das Thema bei der Planung von Ingenieurbauwerken aus Sicht der Verfasser aktuell noch zu wenig Beachtung. Gründe hierfür sind projektspezifische, wie bspw.:

  • keine zwingende Verpflichtung durch Richtlinien, Regelwerke oder Gesetze, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen,
  • Ungewissheit der Auftraggeber über das Thema Nachhaltigkeit, womit die Abfrage einer nachhaltigen Planung und Bauausführung nicht stattfindet,
  • Angst vor erhöhten Kosten, aber auch die Intransparenz von Betriebs- und Rückbaukosten im Vergleich zu den Herstellungskosten.

Doch auch persönliche Gründe erschweren eine Implementierung von Nachhaltigkeitsaspekten in die Planung. Ursächlich sind hier z. B.:

  • fehlende Kapazitäten und mangelndes Interesse, sich mit dem Thema zu beschäftigen,
  • Unbequemlichkeit, sich mit dem komplexen Thema des nachhaltigen Bauens auseinanderzusetzen, wo man Etabliertes gewohnt ist. 2 Wer will, findet Wege 2.1 Literaturrecherche

Zum Thema nachhaltiges Bauen lassen sich zahlreiche Veröffentlichungen finden, die Anregungen zur Optimierung von verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekten im eigenen Projekt geben. Und dies unabhängig davon, ob es sich um ein Projekt im Hoch-, Industrie-, Brücken- oder Wasserbau handelt. Diese Quellen helfen bei der Einarbeitung in das Thema, aber auch beim Fachaustausch zu verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekten mit Projektbeteiligten und Auftraggebern.

2.2 Von der Vergangenheit lernen

Der Blick in die Vergangenheit verdeutlicht, dass ressourceneffizientes Bauen etwas ist, das wir vor dem Hintergrund stetig steigender Personalkosten verlernt haben. Das Verhältnis von Materialkosten zu Personalkosten ist für die am Bau relevanten Baustoffe in den letzten Jahren stetig gesunken. Das hat u. a. zur Folge, dass kraftflussorientierte Systeme, wie z. B. gevoutete Träger, nicht mehr die Regel sind. Wir bemessen den Wert des ­Materials fälschlicherweise an dessen Preis, was Materialverschwendung fördert und sich am Ende auch in einem hohen Abfallaufkommen auf Baustellen niederschlägt. Insbesondere die kraftflussorientierten Bauweisen gilt es in unsere heutige Baukultur wieder zu etablieren. Nicht mit dem Ziel, Materialkosten zu sparen. Es gilt im Wesentlichen, Umweltwirkungen und Ressourcenverbräuche sowie das Abfallaufkommen zu minimieren, welche über den gesamten Lebenszyklus einer Baukonstruktion entstehen (Bild 1).

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