Baukongress 2024 in Aachen
Mit nachhaltigerem Bauen durch modernen Holzbau befasste sich eine Fachsession beim Baukongress 2024 in Aachen. Ein Schwerpunkt waren ressourceneffiziente Verbindungen von Holz mit Holz und anderen Baumaterialien. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und speichert CO2. Im Bauwesen steigt die Verwendung kontinuierlich, daher besteht hoher Bedarf an anwendungsorientierter Forschung. Novellierungen der Landesbauordnungen erlauben inzwischen mehrgeschossige Bauwerke in Holzbauweise.
Prof. Martin Trautz vom Lehrstuhl für Tragkonstruktionen der RWTH Aachen erläuterte in seiner Keynote, wie der archaische Baustoff Holz dank innovativer Konstruktionsmethode und Verarbeitungstechniken im Heute angekommen ist. So sind mit hochleistungsfähigen Holzwerkstoffen wie Brettsperrholz inzwischen Gitterschalen möglich, ebenso weitgespannte Brücken, Hallen oder mehrgeschossige Holzbauten. Aktuelle Innovationen sind Myzelkomposite, also die Verbindung von Pilzmyzel mit einem Nährstoffsubstrat aus Holzresten, als statisch beanspruchbare und dämmende Werkstoffe, hochpräzise Bohrungen für exakt positionierte Schrauben dank Lasertechnik, 3D-Scans und Parametrik, um natürlich gewachsene, gekrümmte Hölzer neuen Trag- und Baukonstruktionen zuzuführen.
Die Bedeutung von Verbindungen im Holzbau wird auch durch den Einsatz von nachgiebigen Verbindungsmitteln beeinflusst. Joachim Gerber von Adolf Würth stellte Schrauben mit einer Länge von 2 m oder selbstbohrenden Spitzen vor und betonte die Vorteile von lösbaren Schraubenverbindungen für die Kreislaufwirtschaft. Es wurde deutlich, wie wichtig die richtige Schraube ist, nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen; Faktoren wie Festigkeit (Material), Tragfähigkeit (Gewinde) und Verarbeitung (Spitze, Kopf, Antrieb etc.) sind entscheidend. Auf die Bedeutung der Verbundfuge in der Tragwerksplanung von Holzverbundkonstruktionen ging Thomas Friedrich von Innogration Deckensysteme ein. Optimierte Baukonstruktionen verwenden Querschnitte mit unterschiedlichen Geometrien und Materialien. Die Schichten können individuell hergestellt werden, sodass multifunktionale Bauteile entstehen. Durch geeignete Verbundmittel erhalten die zusammengesetzten Elemente die gewünschten Eigenschaften. Die Holz-Beton-Verbunddecke (HBV) mit einer thermisch aktivierten Betonlage ist ein Beispiel für die neue Form von Hybridbauteilen. Im Neubau kann die HBV für hoch tragfähige Multifunktionsdecken eingesetzt werden. Im Bestand wird sie zur Verstärkung von Holzbalkendecken (auch bei großen Spannweiten), Dachgeschossausbauten, Gebäudeaufstockungen und Lastverteilungsdecken eingesetzt. Im Vergleich zu Betonvolldecken bieten HBV-Decken Vorteile wie geringere CO2-Emissionen, insbesondere bei großen Spannweiten, und eine zunehmende GWP-Reduzierung mit zunehmender Spannweite.