Wie Unternehmen künftig bauen
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Die Entwicklungen in der Braubranche zeigen: „Wir müssen umdenken und uns von den traditionellen Denkmustern lösen.“ Davon ist Frederik Illing überzeugt. Er erlebt als Geschäftsführer des Modulbau-Unternehmens Adapteo in Deutschland die Zeitenwende in der Bauindustrie. Welche Lösungen gibt es, um Unternehmensstandorte nachhaltig, innovativ und flexibel zu halten? Ein Interview.
Modulbau klingt nach sehr vielen Standards. Lassen sich die Kunden darauf ein?
Trotz der Standardisierung der Module sind individuelle Entwicklungen möglich. Modulares Bauen ist der Inbegriff von Flexibilität und wir denken dabei Out of the Box. Nehmen wir bspw. einen 3000 m² großen Bürobau. Der Eingangsbereich erhält eine repräsentative Halle, Zwischendecken werden herausgenommen und zwei Module sind mit 6 m Raumhöhe über zwei Etagen offen. Vom obigen Bürobereich kann direkt in die Halle geschaut werden. Jeder Lego-Fan hätte am Modulbau seine Freude. Auch da können Sie mit vorgefertigten Standards sehr kreative Ergebnisse erzielen.
Welche Branchen bewerten Modulbau als innovative Alternative?
Die Entscheidungen sind weniger branchenabhängig und eher von der Haltung des Unternehmens beeinflusst. Wie interpretiert der Auftraggeber sein Unternehmen, wie flexibel und nachhaltig möchte er sein? Die Unternehmenskultur ist ein grundlegender Aspekt bei der Wahl des Modulbaukonzepts. Innovative Unternehmen suchen eine gesunde Mischung von gegenwärtigen und zukünftigen Arbeitsplatzmodellen. Keiner weiß konkret, wie sich die moderne Bürowelt entwickeln wird und wie die Balance zwischen Homeoffice und Präsenz aussehen wird. Die meisten Unternehmen haben noch keine Antwort auf diese Situation und benötigen ein flexibles Baukonzept.
Welchen Vorteil hat dieses Mindset?
Starre Organisationen halten an der traditionellen Bauweise fest. Das führt zu leer stehenden und ungenutzten Büroimmobilien. Andere Unternehmen haben sich bereits von diesem Denken gelöst und agieren modern, innovativ und nachhaltig. Vom Start-up bis zum mehrstöckigen Bürogebäude bietet der Modulbau für jede Unternehmensphase das passende Umfeld und Wohlfühlempfinden für die Mitarbeitenden. Als Unternehmer können Sie den Workplace immer ihren kurz- und mittelfristigen Zielen anpassen. Das bedeutet auch weniger Risiko bei der Investition.
Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Junge Unternehmen und die deutsche Gründerszene bewegen sich in einem besonders dynamischen Umfeld. Die Szene sucht passende Konzepte für attraktive Standorte und Workspaces. Ein innovatives Beispiel aus Bayern: Brigk-Air bietet Start-ups Raum und Unterstützung. Aus 24 Hybridmodulen wuchs auf dem bisherigen Parkplatz des Manchinger Airbus-Standorts ein modernes Bürogebäude (Bild 1). Festbauten waren dort nicht möglich, deshalb bot sich ein modulares Gebäude zur Miete an, das wieder zurückgebaut werden kann. Das Gründerzentrum steht für moderne Bürokonzepte und entspricht genau den Vorstellungen der Start-ups: große Büroräume, kleine Launch- und Chillout-Areas, separate Meetingräume, zwei Dachterrassen, raumhohe Fenster für helle Räume, LED-Leuchten mit Easy-Smart-Sensor und Human Centric Lightning, Klimatisierung sowie dämmerungsgesteuerte Außenbeleuchtung. Die Aufstockung einer weiteren Etage ist bereits geplant.
Welche wirtschaftlichen Argumente gibt es für Modulgebäude als innovativen und modernen Workspace?
Modulare Gebäude sparen bereits während der Bauphase Ressourcen. Das liegt an dem hohen Vorfertigungsgrad, mit dem die Bauteile zur Baustelle geliefert werden (Bild 2). Wenn ein modulares Gebäude seine Funktion erfüllt hat, kann es an einem anderen Ort für eine neue Nutzung wiederverwendet werden. Diese Form des Bauens ist auch wirtschaftlich genauer kalkulierbar, als wir es von dem klassischen Hausbau her kennen. Und es liegt auf der Hand, dass das modulare Gebäude schneller – meist innerhalb von sechs Monaten – bezugsfertig ist. Meiner Meinung nach sind Modulbauten Gamechanger für innovative Arbeitswelten, jetzt und in Zukunft.
Haben nachhaltige Strategien momentan Relevanz?
Leider haben nachhaltige Konzepte im Moment wenig Auswirkung auf Entscheidungen, insbesondere der öffentlichen Hand. Das wird noch Zeit benötigen. In einigen Ausschreibungen werden vermehrt Photovoltaikanlagen gefordert. Aber das ist nur ein leichter Trend, den wir beobachten. Wir statten unsere Modulgebäude u. a. mit Photovoltaik (Bild 3) und Wärmepumpen aus. Wir haben ein nachhaltiges Modulsystem entwickelt, das durch niedrige U-Werte besonders energieeffizient ist und dadurch weniger Energie während der Mietzeit benötigt als vergleichbare Systeme. Stromsparende LED-Lampen reduzieren zusätzlich den Energiebedarf in allen Räumen. Mit Human Centric Lighting wird das Licht dem Tagesverlauf angepasst und kann mit einer App reguliert und eingestellt werden.
Und wie gehen Sie damit um?
Wir brauchen Auszeichnungen wie die EcoVadis-Zertifizierung nicht als Marketing-Instrument, sondern als Benchmark für uns selbst. Die Adapteo-Grundsätze lassen keinen Platz für Greenwashing. Unser aktives Engagement für die Kreislaufwirtschaft ist Teil der Unternehmensphilosophie und unseres Geschäftsmodells.
Wie schnell kann Adapteo auf neue regulatorische Anforderungen reagieren?
Sehr schnell. Wir sind schon immer weit unter den Vorgaben geblieben. Diesen Vorsprung haben wir bei allen Produktentwicklungen weiter ausgebaut. Präventiv, um neue Anforderungen gar nicht erst unter Druck umsetzen zu müssen. Nachhaltigkeit ist Teil unserer zukunftsorientierten Ausrichtung. Sie ist Lotse für alle Entscheidungen und Produktentwicklungen.
Herr Illing, vielen Dank für das Gespräch.