Schwerpunkt: Klimagerechtes Bauen
Der Bauphysik-Kalender 2024 liefert Hilfestellung für die klimagerechte Planung von Gebäuden und urbanen Räumen sowie zum Brandschutz. Die mit den Klimaveränderungen zunehmenden Extremwetterereignisse erfordern interdisziplinäre und weiterentwickelte Planung, sodass die Folgen abgemindert werden können.
In Teil A erörtert der erste Beitrag die Entwicklung eines Grünfassadensystems zum ganzheitlichen Nutzen für Mensch, Flora und Fauna. Zuerst werden die bauphysikalischen Grundlagen und der Stand des Wissens zu Grünfassaden beschrieben. Nachfolgend wird das neue Fassadensystem mit 32 gepflanzten und spontanen, nahezu ganzjährig blühenden Pflanzenarten sowie zahlreichen Nist- und Bruthilfen beschrieben. Dieser Ansatz steht in erfreulichem Gegensatz zum Ingenhoven-Tal mit seinen 8 km Hainbuchenmonokultur. Dem folgen Untersuchungen über einen längeren Zeitraum zu Strukturreichtum und Artenvielfalt, zu Klimaregulation, Wärmedurchlass, Verschattung sowie zu Wirkungen auf das Gebäude. Dann kommt ein Bericht zu energetischen Gebäude- und insbesondere Quartierssimulationen für fundierte Auslegungsentscheidungen. Berücksichtigt werden Faktoren wie Gebäudegeometrie, Gebäudehülle, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungssysteme, Beleuchtung, Bewohner sowie klimatische Bedingungen. Mit energetischen Gebäude- und Quartierssimulationen lassen sich in der Praxis die Energieeffizienz optimieren, Kosten senken, Komfort und Gesundheit verbessern, Überdimensionierungen von Heizungs- und Klimaanlagen vermeiden sowie regenerative Energiequellen integrieren. Solche komplexen Werkzeuge erfordern jedoch eine umfassende bauphysikalische Ausbildung. Teil B Dämmstoffe im Bauwesen ist eine aktualisierte Übersicht.
In Teil C geht es mit der Klimaperformance als Kenngröße zur Quantifizierung und Bewertung der Klimaanpassung von Gebäuden weiter. Nach Grundwissen und einer Interviewstudie zum klimaangepassten Bauen wird die Bewertungsmethode mit der Klimaperformance hergeleitet und auf Fallbeispiele in verschiedenen Klimazonen angewendet. Dem folgt eine ökobilanzielle Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden mit einem parametrisierten Programm. Damit sollen eine Prognose von Umweltwirkung über den Lebenszyklus in der Planungsphase sowie eine Optimierung von Bauteilen und Anlagen des Gebäudes in Gebäuden ermöglicht werden. Die Vorgehensweise wird skizziert und anhand verschiedener Wohngebäude verifiziert. Was fehlt, ist ein Hinweis, wie das Ökobilanztool genannte Programm auch für die Praxis zur Verfügung steht. Der nächste Beitrag behandelt die raumphysiologische Bilanzierung, also die Auswirkungen von bestehenden Gebäuden auf die Menschen. Hierbei wird analog zur Ökobilanzierung vorgegangen. Als Wirkungskategorien werden thermische, lufthygienische, visuelle und akustische Umgebung berücksichtigt. Die Vorgehensweise wird zur einheitlichen Bewertung der sozialen Nachhaltigkeit empfohlen. Abschließend folgt ein Vorschlag zum Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten. Im Mittelpunkt für einen modernisierten Nachweis stehen Verteilung und Bewertung der Übertemperaturgradstunden.
In Teil D Konstruktionen und Baustoffe gibt es einen sehr praktischen Beitrag zur energetischen und abdichtungstechnischen Instandsetzung von Balkonen und Loggien. Dem folgen eine Betrachtung von Peltier-Elementen zur thermoelektrischen Wandlung von elektrischem Strom in Wärme für dezentrale Wärmepumpen, ein Beitrag zur Umsetzung von bauphysikalischen Aspekten bei der Automatisierung von Wohngebäuden sowie vier weitere Abschnitte zum Brandschutz, u. a. zur mehrgeschossigen Holzbauweise und zu raumabschließenden Holzrahmenwänden.
Damit liefert der neue Bauphysik-Kalender praktisches Wissen, um bauphysikalische Prozesse zu verstehen, Potenziale von Konstruktionen zu nutzen sowie Gebäudetechnik funktional zu halten. Tools und Nachweisverfahren zur Bewertung von Umweltwirkung, Klimaanpassung und Raumphysiologie werden getestet und kommentiert.
Bauphysik-Kalender 2024
Schwerpunkte: Klimagerechtes Bauen, Brandschutz
Nabil Fouad [Hrsg.]
Berlin: Ernst & Sohn (2024)
606 S., Hardcover, 159 Euro