Klimaverträgliche Tragwerksplanung

Auswertung von 19 Gebäuden nach der kommenden DAfStb-Richtlinie

Quelle: JOOSTEN

In den letzten Jahrzehnten konnten die betriebsbedingten Emissionen durch leistungsstarke Wärmedämmung, effiziente TGA und alternative Energieträger drastisch reduziert werden. Hierdurch rückt der lebenszyklusweite Anteil der sog. grauen Emissionen, also der Treibhausgasemissionen, die bei der Errichtung und Entsorgung von Gebäuden entstehen, stetig mehr in den Fokus. Somit stellt die Tragwerksplanung mittlerweile eine enorm wichtige Stellschraube für eine klimaverträgliche Bauindustrie dar.

Vor diesem Hintergrund soll dieses Jahr die DAfStb-Richtlinie Treibhausgasreduzierte Tragwerke aus Beton, Stahlbeton oder Spannbeton veröffentlicht werden, welche erstmalig Treibhausgasgrenzwerte für Tragwerke von Nichtwohngebäuden und Wohngebäuden definiert. Im August 2023 ist bereits der Gelbdruck der Richtlinie erschienen. In Anlehnung an das deutsche Klimaschutzgesetz sowie die Veröffentlichungen des IPCC folgen die CO2-Grenzwerte einem Minderungspfad: Ausgehend vom Höchstwert im Referenzjahr 2020 werden die Grenzwerte kontinuierlich bis zum Jahr 2045 auf null reduziert. Ein Tragwerk gilt gemäß der DAfStb-Richtlinie als klimaverträglich, wenn es den zum Zeitpunkt der Bauantragstellung geltenden Grenzwert einhält.

In einer internen Studie hat Schüßler-Plan Stahlbetontragwerke von 19 durch das Unternehmen geplanten und bereits errichteten Gebäuden (14 Nichtwohngebäude und fünf Wohngebäude) verschiedenster Größen, Höhen und Gründungsszenarien gemäß den Vorgaben der DAfStb-Richtlinie ausgewertet. Dabei wurde bewusst darauf verzichtet ausschließlich Gebäude auszuwählen, die eine Green-Building-Zertifizierung erhalten haben, um einen validen Mittelwert der in den vergangenen Jahren errichteten Gebäude abzubilden. Die Gebäude wurden mit der Einheit kg CO2 e/m²BGF ausgewertet. Für die Ermittlung der Werte bezogen auf die Nutzungsdauer kann von einer üblichen Nutzungsdauer von 50 Jahren ausgegangen werden.

Bei der Auswertung wurden die Bauteilmassen von As-built-BIM-Modellen und Bewehrungsstahllisten mit dem Datensatz der ÖKOBAUDAT 2021-II verknüpft, um eine einheitliche Datengrundlage zu generieren. Im Ergebnis zeigt sich, dass alle analysierten Tragwerke den heute geltenden Treibhausgasgrenzwert (TM2024) einhalten. Im Durchschnitt liegen die Wohngebäude ca. 20 % und die Nichtwohngebäude ca. 30 % unterhalb des Grenzwerts und sind somit noch im Jahr 2027 bzw. 2029 klimaverträglich.

Das oben dargestellte Ergebnis stellt für uns eine Zwischenbilanz auf einem langen Weg dar und wir sind bestrebt, unsere Tragwerke weiter zu optimieren und den Einsatz klimaschonender Baumaterialien und Bauweisen stetig zu forcieren. Dies kann jedoch nicht im Alleingang durch die Tragwerksplanung realisiert werden, sondern muss durch ein Zusammenspiel von allen Projektbeteiligten erfolgen. Denn eine architektonisch ästhetische, aber CO2-reduzierte Bauweise kann nur gemeinsam entwickelt werden.

Im nächsten Schritt werden in einer weiteren Studie Tragwerke auf Geschoss-, Bauteil- und Materialebene betrachtet. So können verschiedenste Optimierungspotenziale für eine klimaverträgliche Tragwerksplanung möglichst weitgehend quantifiziert werden und in der alltäglichen Planung Anwendung finden. Dass die Kosten des Bauwerks dabei nicht unberücksichtigt bleiben dürfen, ist im Sinne der breiten Akzeptanz und Realisierbarkeit selbstverständlich. Die vorgestellte Vorgehensweise ist für Schüßler-Plan ein Grundstein für die Zukunft, denn eines ist klar: klimaneutrale Tragwerke im Jahr 2045 sind ein ambitioniertes Ziel, zu dessen Erreichung wir beitragen wollen.

Jobs

ähnliche Beiträge

Sinnvolle Erfahrungen der Suffizienz schaffen

Feldstudie zu Studentenwohnheim als sinnstiftende Umgebung für gemeinsames Leben und Suffizienz.

Vom Bauen mit erneuerbaren Materialien

Buch will aufzeigen, wie gebaute Umwelt als langfristiger CO2-Speicher entworfen werden kann.

Energiesprong on tour

Serielles Sanieren live erleben am 28. Januar in Berlin, am 11. Februar in Ludwigsfelde.