Historische Bauweise neu gedacht

Stampflehmbögen für Geschossdecken

In Rahmen eines Forschungsprojekts – gefördert von der DBU – wurden Stampflehmbögen mit 3,50 m Spannweite hergestellt und in einem Mock-up als Geschossdecke eingesetzt (Bild 1). Nach diesem Prinzip könnten Geschossdecken aus Lehm und Holz hergestellt werden mit der Besonderheit, dass die Lehmbögen als tragendes Bauteil eingesetzt werden.

1 Ressourcenschonende Tragwerke

Bogentragwerke, aufgelöste Stabtragwerke sowie Schalentragwerke sind Beispiele für Tragwerke, die Tragfähigkeit durch ihre Geometrie erreichen und – wenn sinnvoll konstruiert – gleichzeitig minimalen Materialeinsatz erlauben. Dies ist unabhängig vom Material. Wenn die tragende Struktur in druck- und zugbeanspruchte Bauteile zerlegt wird, entstehen filigrane Tragwerke. Vor allem der Verzicht auf biegebeanspruchte Bauteile bzw. die Zerlegung von Biegung in ein Kräftepaar aus Druck und Zug spart Material.

Aus diesem Grund sind viele Forschungspavillons an Hochschulen und Universitäten oft Schalentragwerke. Sie tragen über Normalkräfte und sind beeindruckend – egal ob aus Holz, Beton, Ziegeln, Steinen, 3D-Druck, Seilen, Kunststoffen etc. In historischen Bauwerken finden sich, aus den beschriebenen Gründen, ebenfalls oft Bögen, Kuppeln oder Gewölbetragwerke.

Im mehrgeschossigen Wohnungs- oder Bürobau dominiert seit vielen Jahren die Stahlbetonflachdecke. Sie kann bis zu ca. 10 m überspannen, bei geeigneten Mehrfeldsystemen oder in Kombination mit Vorspannung sogar noch mehr. Gleichzeitig erfüllt sie alle Anforderungen an die Bauphysik (Akustik zwischen den Geschossen) und den Brandschutz. Sie ist schnell und leicht zu bauen und jeder Unternehmer kann sie ausführen. Sie erlaubt flexible Führung von Leitungen unterhalb und oberhalb der Decke und Trennwandanschlüsse sind an jeder Stelle problemlos möglich. Nie ist ein statisches Element (z. B. ein Über- oder Unterzug) im Weg. Das sind die Argumente, die in den vergangenen Jahren oder Jahrzehnten oft zur Wahl der Flachdecke geführt haben. Wirtschaftlich ist sie zudem auch noch. Obwohl eine Rippendecke, verglichen mit der Flachdecke, schnell bis zu 50 % Beton einsparen kann, war sie oft in Projekten nicht erwünscht.

Bei aktuellen Projekten und Wettbewerben hat das dringend notwendige Umdenken stattgefunden und Planungsteams und Bauherren wollen Ressourcen sparen und Beton reduzieren.

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