Allgemeine Bauartgenehmigung für Lehmsteinmauerwerk im Dünnbettverfahren gemäß DIN 18940 für Gebäudeklasse 4
Erstmalig erteilt das Deutsche Institut für Bautechnik DIBt eine allgemeine Bauartgenehmigung für tragendes Lehmsteinmauerwerk im Dünnbettverfahren. Zugleich wird dem GIMA-Lehmhochlochziegel die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung gemäß DIN 18945 mit der Nummer Z-17.6-1306 erteilt. Der Lehmziegel wird somit in Verbindung mit dem ClayTec Lehm-Dünnbettmörtel gemäß DIN 18940 für sämtliche Gebäude bis einschließlich Gebäudeklasse 5 uneingeschränkt nutzbar und kann ebenso effizient verarbeitet werden wie herkömmliche Plansteine. Mit dem GIMA-Lehmhochlochziegel gibt es nun einen massentauglichen, industriell herstellbaren und somit bezahlbaren Baustoff, der als reines Naturprodukt aus 100 Prozent Lehm zugleich höchsten Nachhaltigkeitsanforderungen entspricht.
Bauen mit Lehm gilt als eine der ressourcenschonendsten und energieeffizientesten Bauweisen. Mit der DIN 18940 wurde erstmals eine normierte Grundlage für tragendes Lehmsteinmauerwerk bis vier Geschosse geschaffen. Bislang war allerdings nur das Mauern mit kleinformatigen Lehmsteinen im zeitaufwendigen Dickbettmörtelverfahren zugelassen. Mit einer Druckfestigkeitsklasse von 5 und einem fk-Wert von 3,4 N/mm² weist der GIMA-Lehmhochlochziegel den besten Wert aller aktuell verfügbaren Lehmziegel in Deutschland auf und ist mit klassischen gebrannten Mauerziegeln vergleichbar.
Mit der jetzt erteilten allgemeinen Bauartgenehmigung ist das tragende Mauern mit großformatigen Lehmsteinen im Dünnbettverfahren erstmals offiziell möglich. Damit werden mehr als ein Drittel der kostenintensiven Arbeitszeit gegenüber dem Mauern mit Lehmsteinen im Dickbettmörtelverfahren gespart. Das macht Mauerwerk aus Lehm wirtschaftlich konkurrenzfähig und beweist, dass Lehmbaustoffe heute als praxisgerechte Industrieprodukte auf Augenhöhe mit konventionellen Materialien stehen können.
Bei der Formgebung der Lehmhochlochziegel orientiert sich GIMA an den üblichen Mauerziegel-Formaten, so dass zur Herstellung die bestehenden Produktionsstraßen der Mauerziegelproduktion genutzt werden. Nach der Formgebung trocknen Lehmziegel bei ca. 80°C in den Trockenkammern, der nachfolgende Brennprozess entfällt gänzlich. Kürzlich erschient die EPD (Environmental Product Declaration) für Lehmziegel (EPD-Kiwa-EE-188760-EN). Gemäß dieser weist der GIMA-Lehmhochlochziegel ein 75% niedrigeres Erderwärmungspotenzial (GWP) auf als ein vergleichbarer gebrannter, ungefüllter Mauerziegel (EPD-BDZ-20210066-ICG1-DE ).
GIMA-Lehmziegel können für tragende Außenwände der Nutzungsklasse 1 verwendet werden. Um witterungsbedingte Einwirkungen zu vermeiden, empfiehlt GIMA ein zweischaliges Mauerwerk. Diese Bauweise bietet hervorragenden Schutz vor äußeren Umwelteinflüssen und verbessert gleichzeitig die thermischen Eigenschaften eines Gebäudes. Diese Konstruktion ermöglicht es dem Lehmziegel, seine Vorteile für das Raumklima voll auszuspielen, indem sie Feuchtigkeit reguliert und eine angenehme Temperatur hält. Darüber hinaus erhöht das zweischalige Mauerwerk die Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit des Gebäudes.
Die Feuerwiderstandsdauer der GIMA-Lehmziegel für tragende, raumabschließende Wände erfüllt die Anforderungen an eine Brandwand der Klassifizierung REI-M 90 mit einer Mindestdicke von t = 240 mm. Die in DIN 18940:2023-06 – Tragendes Lehmsteinmauerwerk – Konstruktion, Bemessung und Ausführung enthaltenen Einstufungen in die Feuerwiderstandsklassen REI 30 (d ≥ 175 mm) bzw. REI 60 (d ≥ 240 mm) regeln deutlich geringere brandschutztechnische Anforderungen.
Die GIMA-Hochlochziegel wurden auch zahlreichen Tests im Bereich Fensterbefestigung und Einbruchschutz unterzogen. Der Nachweis einer einbruchhemmenden Fensterbefestigung in der Widerstandsklasse RC 2 war auf Anhieb möglich. Die 24 cm dicke Wand selbst bestand sogar die Prüfung mit dem Brecheisen aus dem Werkzeugsatz der Widerstandsklasse RC 3.