Bundeswaldinventur und waldpolitische Handlungsfelder

Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik

Seit Oktober 2024 liegen die Ergebnisse der Bundeswaldinventur (BWI) 2022 vor. Inzwischen hat der Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik (WBW) dazu seine Stellungnahme veröffentlicht. Darin ordnet der WBW wichtige Ergebnisse der Bundeswaldinventur in Bezug auf wichtige politische Handlungsfelder ein und spricht Empfehlungen für die Waldpolitik aus. Die Handlungsfelder umfassen Waldnaturschutz, Klimaschutzfunktion und Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel, Eigentum, Arbeit und Einkommen sowie Rohstoffe und Holzverwendung. „Für ein relativ träges System, wie es unsere langlebigen Wälder sind, sehen wir für die letzten zehn Jahre zum Teil sehr deutliche Veränderungen, hervorgerufen durch die klimawandelbedingten Störungen. Dabei liegen Licht und Schatten dicht beieinander“ sagt Prof. Jürgen Bauhus, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats. Positive Entwicklungen sind v. a. im Waldnaturschutz zu verzeichnen, negative Entwicklungen gibt es bei der Produktivität, der Klimaschutzfunktion und der Rohstoffversorgung.

Biodiversität und Waldnaturschutz

Die Inventurergebnisse zeigen insgesamt eine Waldentwicklung hin zu naturnahen und strukturreichen Wäldern. Der Anteil der Laubwälder an der Waldfläche ist seit 2012 spürbar gestiegen, während die Fläche mit Nadelwäldern erheblich abgenommen hat. Auch die Fläche alter Wälder hat deutlich zugenommen und die Vorräte an Totholz sind stark angestiegen. Diese indirekten Indikatoren zur Beurteilung der Biodiversität zeigen insgesamt einen positiven Trend.

Klimaschutzfunktion, Resilienz und Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel

Über den gesamten Inventurzeitraum 2012–2022 hat die Kohlenstoffspeicherung in der pflanzlichen Masse (Bäume, Totholz, Streuauflage) um 4,5 % zugenommen. Für den Zeitraum 2017–2022 (seit der letzten Kohlenstoffinventur) hat die Kohlenstoffspeicherung jedoch aufgrund von Dürre, Hitze, Schädlingen und Krankheiten allerdings erstmals abgenommen. Die klimawandelbedingten Störungen und Produktivitätseinbußen lassen die im Klimaschutzgesetz formulierten starren Sollziele für die Aufnahme atmosphärischen Kohlendioxids in die Kohlenstoffsenken des Sektors Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) als zu ambitioniert erscheinen. Um nicht dauerhaft unrealistische Ziele zu verfolgen und die Dynamik der Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme berücksichtigen zu können, sollte der LULUCF -Sektor mit in die sektorübergreifende Gesamtrechnung und aggregierte Betrachtung des Klimaschutzgesetzes einbezogen werden, die für alle anderen Sektoren gelten. Um die Funktion des Waldes als Kohlenstoffsenke und Kohlenstoffspeicher zu erhalten, ist es notwendig, die Resilienz und Anpassungsfähigkeit der Wälder zu stärken.

Rohstoffe, Verwendung und Effizienz

Da mehr als 90 % des verarbeiteten Holzes in der deutschen Holz- und Papierindustrie derzeit von Nadelbäumen stammen, sind Versorgungsengpässe in Regionen mit starken Vorratsverlusten bei Fichten vorhersehbar. Diese Verluste wurden durch den Vorratsaufbau bei anderen Nadelhölzern wie Douglasie und Tanne bei Weitem nicht kompensiert. In Regionen mit nach wie vor hohen Nadelholzvorräten können sich dagegen eher Absatzprobleme im Falle zukünftiger Störungen ergeben. Daher sollten vorausschauend ordnungsrechtliche Erleichterungen für Holztransporte zum regionalen Ausgleich geplant und die Ausschöpfung der regional vorhandenen Nutzungspotenziale für Fichte und Kiefer vorangetrieben werden. Dies kann zudem den Waldumbau fördern und das geerntete Holz einer langfristigen Nutzung mit hohem Klimaschutzpotenzial zuführen.


Einordnung wichtiger Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2022 in Bezug auf waldpolitische Handlungsfelder

Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik
Wissenschaftlicher Beirat für Waldpolitik beim BMEL, Dezember 2024
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/waldpolitik/einordnung-bwi-2022.pdf?__blob=publicationFile&v=4

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