Zur Politik der aktiven Nichtlösung im Planen und Bauen
Probleme erfordern Lösungen. Was aber wird als ein Problem beschrieben und wie werden Antworten und Lösungen gefunden? Angesichts der Klimakrise, als ungerecht empfundener Verteilung von Reichtum oder der Forderung von lebenswertem Wohn- und Stadtraum für alle werden oft rein technische Lösungen propagiert, die politische Kontexte und komplexe Bedingungen ausblenden. Zugleich halten sich Zugänge, die nur Fragen stellen, ohne sich mit möglichen Antworten zu positionieren oder aber im Gegenteil dazu auf unveränderlichen Maximallösungen beharren. Solche puristischen Ansätze wie auch die technisch-administrativ verkürzten Lösungen lassen geltende Verhältnisse unangetastet.
Dementgegen wird in Nonsolution ein radikaldemokratisch politisierter Ansatz zum Problem der Lösung vorgeschlagen. Der vom Soziologen, Historiker und Stadttheoretiker Siegfried Kracauer geprägte Begriff nonsolution erschließt ein Feld experimenteller Denkweisen: nicht Lösungen werden vermieden, sondern eine aktive Nichtlösung wird betrieben. Das non bekräftigt Konflikt und Gegensatz, die Ablehnung ganzheitlich geschlossener Identitäten und die Öffnung baulicher Lösungen auf ihre gegebenen Zusammenhänge und wünschenswerten Zukünfte hin. Im Blick auf Wohn- und Städtebau gegen Kapitalisierungsdruck und Ausgrenzung wird Planungstätigkeit mit politischer Theorie zu einer Kritik des architektonischen Tuns verbunden.
Mit Nonsolution wird ein anderer Blick auf Wohnbau und Städtebau geworfen, weg von direkten, administrativen Lösungen, hin zum offenen Umgang mit den Herausforderungen.