UN-Klimakonferenz beschließt Verdreifachung der Finanzmittel für Entwicklungsländer und gilt als gescheitert
Der UN-Klimagipfel COP29 in Baku hat eine vage Verdreifachung der Finanzmittel zum Erhalt von Leben und Lebensgrundlagen für Entwicklungsländer beschlossen. Zu wenig, zu spät: Das Baku-Abkommen scheitert in mehrfacher Hinsicht; das Ergebnis sei bestenfalls die Abwendung eines diplomatischen Desasters, so die Direktoren des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung – PIK Johan Rockström und Ottmar Edenhofer zu den Ergebnissen des Abkommens.
Rund 40.000 Menschen aus aller Welt nahmen in den vergangenen zwei Wochen am UN-Klimagipfel COP29 in Baku in Aserbaidschan teil. Kernthemen waren die Stärkung der globalen Klimaschutz-Bemühungen speziell mit Blick auf die im Pariser Abkommen festgelegten Ziele, ein weiter gesteckter kollektiver Finanzierungsrahmen zum Unterstützen von Klimamaßnahmen in Entwicklungsländern sowie verlässliche und transparente globale Kohlenstoffmärkte, die den Ländern bei Kooperationen zum Erreichen von Klimazielen helfen sollen.
Mit dem Scheitern der Weltklimakonferenz in Baku muss wohl auch das einst gefeierte Paris-Abkommen und das dort vereinbarte 1,5-Grad-Ziel zumindest vorerst zu den Akten gelegt werden. Auch die Abkehr von fossilen Energien, erst 2023 in Dubai beschlossen, war kein Thema mehr. Damit scheint die Frage berechtigt, ob nicht der gesamte UN-Klimaprozess mit jährlichen Megakonferenzen vor einem dramatischen Bedeutungsverlust steht. Alternative Formate könnten die G20 oder Klimaklubs engagierter Nationen sein.
Ottmar Edenhofer, Klimaökonom und PIK-Direktor: „Der Klimagipfel von Baku war kein Erfolg, sondern allenfalls die Vermeidung eines diplomatischen Desasters. Es ist jetzt überdeutlich, dass wir für den globalen Kampf gegen die Klimakrise ergänzende Verhandlungsformate brauchen. Damit es vorangeht, müssen nicht zwangsläufig alle fast 200 Unterzeichnerstaaten der UN-Klimarahmenkonvention an einem Tisch sitzen. Für die in Baku hauptsächlich diskutierte Klimafinanzierung für den globalen Süden ist es jetzt wichtig, sie in doppelter Weise mit Emissionsminderung zu verknüpfen. Erstens sollten die Geberstaaten im reichen Norden die Mittel durch Bepreisung von Öl, Kohle und Gas mobilisieren. Und zweitens sollte das Geld idealerweise nur fließen, wenn das Empfängerland nachweislich den Treibhausgasausstoß verringert. Vielleicht kann man ein solches System auf künftigen Klimagipfeln etablieren, wahrscheinlich aber eher durch Kooperation im kleineren Kreis, in sog. Klimaclubs.“
Johan Rockström, Erdsystemwissenschaftler und PIK-Direktor: „Die Vereinbarung von Baku, bis 2035 jährlich 300 Mrd. Dollar öffentliche Gelder aus verschiedenen Quellen aufzubringen, scheitert aus mehreren Gründen. Zu wenig, zu spät, aus zu vielen Quellen. Die globalen Emissionen müssen um 7,5 % pro Jahr reduziert werden, um unkontrollierbare globale Folgen zu vermeiden, wenn die Welt das 1,5-Grad-Limit überschreitet. Beginnend mit 3 Mrd. t CO2 im Jahr 2025. Wir können nicht noch weitere zehn Jahre auf öffentliche Klimafinanzierung warten, bis die Kosten für Verluste und Schäden in die Höhe geschossen sind. Unsere einzige Chance ist die volle Fokussierung auf Finanzierung und Emissionssenkung jetzt. Um die Klimakrise zu bewältigen, müssen wir die gesamte Weltwirtschaft von einem auf fossilen Brennstoffen basierenden Wachstum abbringen. Private Finanzierung ist notwendig, und zwar deutlich über die wichtige öffentliche Klimafinanzierung hinaus, durch gemeinsames Handeln der Nationen in der Welt.“