Kalkindustrie will bis 2045 vom CO2-Emittenten zur Senke werden

Roadmap 2045 für klimafreundlichen Kalk

Die deutsche Kalkindustrie steht auf ihrem Transformationspfad als energieintensive Industrie mit unvermeidbaren rohstoffbedingten CO2-Emissionen vor besonderen Herausforderungen. Nun plant sie einen Meilenstein auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion: Mit der neuen Roadmap zur CO2-Vermeidung präsentiert der Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie (BVK) Strategien, die den Transformationspfad der Branche mit Zwischenzielen bis 2030 bzw. bis 2045 skizzieren. Die Roadmap beruht auf den Angaben der deutschen Kalkhersteller und eigenen wissenschaftlichen Erhebungen und ist in die Gesamtstrategie der Europäischen Kalkindustrie eingebettet.
Die Kalkindustrie will die Produktion so umstellen, dass spätestens 2045 alle Werke klimaneutral produzieren können und die Branche durch die Fähigkeit von Kalk, wieder CO2 aus der Luft einzubinden, klimapositiv ist. Die neue Roadmap der Kalkindustrie setzt auf drei zentrale Technologiepfade:

1. Direkte CO2-Vermeidung: Durch Optimierungen der Ofentechnik, die Elektrifizierung einzelner, kleinerer Öfen sowie den Brennstoffwechsel kann bereits fast 1/3 der CO2-Emissionen direkt vermieden werden. Dies betrifft insbesondere die Reduktion des Energieverbrauchs und den Einsatz innovativer Produktionsverfahren und biogener Brennstoffe, die den CO2-Ausstoß senken.

2. CO2-Abscheidung und -Nutzung (CCS, CCU, BECCS): Trotz aller Bemühungen bleibt ein signifikanter Teil der rohstoffbedingten CO2-Emissionen unvermeidbar. Die Abscheidung von CO2 (Carbon Capture) und dessen anschließende Nutzung (CCU) oder Speicherung (CCS) sind daher zentrale Bausteine der Roadmap. Zudem eröffnet der Einsatz von Biomasse in Kombination mit CCS (BECCS) die Möglichkeit, negative Emissionen zu erzielen und somit einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

3. Karbonatisierung: Die Karbonatisierung, also die natürliche CO2-Wiederaufnahme der Kalkprodukte in ihrem Lebenszyklus sowie die technisch verstärkte CO2-Wiederaufnahme, bieten der Kalkindustrie bereits CO2-Senkenpotenzial. CDR (Carbon Dioxide Removal: direkte Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre) mit Kalkprodukten aus klimaneutraler Produktion bietet ein weiteres, riesiges CO2-Reduktionspotenzial über die Industrie hinaus.
Unternehmen der deutschen Kalkindustrie haben bereits mehrere Projekte für diesen Weg begonnen. So werden Anlagen zur CO2-Abscheidung und neue Kalkbrennöfen mit Sauerstoffverbrennung errichtet, die ersten Anwendungen der Karbonatisierung getestet und Prozesse zur direkten CO2-Vermeidung optimiert. Auch der Einsatz biogener Brennstoffe ist bereits angelaufen.

Um die Transformation der Kalkindustrie erfolgreich zu gestalten, bedarf es auch eines klaren politischen Rahmens. Der BVK fordert daher die Politik auf, die folgenden fünf zentralen Voraussetzungen zu schaffen:

1. Energieversorgung sichern: Die Verfügbarkeit erneuerbaren Stroms und die Entwicklung notwendiger Kapazitäten und Netze sind für die Industrie in Deutschland entscheidend. Für eine klimaneutrale Kalkproduktion ist der Ersatz konventioneller Brennstoffe durch nachhaltige Biomasse, klimaneutralen Wasserstoff oder andere CO2-neutrale Brennstoffe essenziell.

2. CO-Infrastruktur errichten: Für die Umsetzung von CCS und CCU ist der Aufbau einer leistungsfähigen CO2-Infrastruktur mit einem wettbewerbsneutralen Zugang für alle Kalkhersteller essenziell. Dies umfasst sowohl die Transportwege als auch die Lagerstätten für CO2, die schnellstmöglich realisiert werden müssen. Dazu gehört auch die Schaffung von CO2-Speichern in Deutschland, sowohl on- als auch offshore. Diese sind aus ökonomischen und Gründen der Versorgungssicherheit essenziell.

3. Compliance herstellen: Die rechtlichen Voraussetzungen für den Einsatz von CCS und CCU national und international müssen zügig geschaffen werden.

4. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen schaffen: Als wesentliche Voraussetzung für die Transformation der Kalkindustrie ist die planungs- und genehmigungsrechtliche Sicherung der Versorgung mit Kalkstein aus unseren Vorkommen notwendig.
Darüber hinaus sind Investitionen in Forschung und Implementierung sowie Förderprogramme für die Produktion von klimaneutralem Kalk unabdingbar.
Zudem ist es von großer Bedeutung, international wettbewerbsfähige Energiekosten für die Industrie dauerhaft zu gewährleisten. Um den Bedarf an Förderung für emissionsarme Grundstoffe wie klimaneutralen Kalk mit CCS zu senken, brauchen auch Grundstoffindustrien grüne Leitmärkte, um CO2-arme Produkte kostendeckend zu verkaufen.

5. Anerkennung der Karbonatisierung: Die Karbonatisierung muss als effektive Methode zur CO2-Bindung offiziell anerkannt und in die bestehenden Klimaschutzinstrumente integriert sowie im Emissionshandelssystem (ETS) oder durch andere Systeme monetär honoriert werden. Dies gilt auch für CDR-Verfahren, wo Kalk zum Gamechanger werden kann.


Klimaneutraler Kalk – unsere Roadmap 2045

Reduktionspfade und Voraussetzungen für eine nachhaltige Kalkindustrie
https://www.kalk.de/fileadmin/user_upload/Kalkindustrie_Roadmap_Booklet.pdf

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