Kriterien für bis zu zwölf Wohneinheiten überarbeitet
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen hat das bestehende DGNB Zertifizierungssystem für kleine Wohngebäude überarbeitet. Neben Neubauten mit bis zu zwölf Wohneinheiten lassen sich damit erstmals auch Sanierungsprojekte zertifizieren. „Der zielgerichtete Umgang mit dem Gebäudebestand im Sinne einer Transformation in Richtung Ressourcenschonung und Klimaneutralität ist die wohl größte Herausforderung, vor der wir in unserem Bereich stehen“, sagt Johannes Kreißig. „Deshalb ist der Schritt, die Kriterien über die Neubaubetrachtung hinaus auch für Sanierungen anzupassen, so essenziell.“
Mit der Weiterentwicklung des Systems wurde darüber hinaus nicht nur der Umfang reduziert, sondern auch die Anwendbarkeit vereinfacht. Statt bislang 28, umfasst das DGNB System nur noch 16 Kriterien, die im Sinne einer ganzheitlichen Nachhaltigkeit den drei Themenfeldern ökologische, ökonomische sowie soziokulturelle und funktionale Qualität zugeordnet sind. Die Kriterien sind zudem mit den Anforderungen des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) harmonisiert. Die QNG-Anforderungen werden damit vollumfänglich abgedeckt und auf Wunsch mitgeprüft. Projekte können dann für die Bundesförderung für effiziente Gebäude registriert werden, um Fördermittel im Rahmen der BEG-Förderung zu erhalten. In den Gebühren enthalten sind neben Vorzertifikat und Zertifikat die Prüfung der QNG-Anforderungen sowie die Vergabe des entsprechenden Siegels. Zusätzlich beauftragt werden kann eine ESG-Verifikation zur EU-Taxonomie, bei der die Übereinstimmung mit den Kriterien des EU-Klassifizierungssystems überprüft wird.
Um erstmaligen Anwendern des DGNB Systems eine bessere Orientierung zu geben, gibt es in den Kriterien eine Kennzeichnung, in welchen Projektphasen die einzelnen Anforderungen konkret zu berücksichtigen sind – von der Bedarfsanalyse über die Planungsphase und Umsetzung bis hin zu Betrieb und Nutzung. Zusätzlich stellt die DGNB eine Reihe von Tools zur Verfügung, die als Planungs- und Dokumentationshilfen im Rahmen der Zertifizierung dienen. Inhaltlich zählt der Beitrag zum Klimaschutz zu den übergeordneten Zielen der Zertifizierung. Belohnt wird, wenn das Gebäude schnellstmöglich klimaneutral betrieben wird und bestehende Bausubstanz möglichst erhalten bleibt. Erneuerbare Energie soll am Standort erzeugt und selbst genutzt werden. Die DGNB möchte Bauherren auch für das wichtige Thema Biodiversität sensibilisieren und gibt Anreize, diese am Standort zu fördern. Zudem zielt die Zertifizierung darauf ab, den natürlichen Wasserhaushalt zu unterstützen und den Trinkwasserverbrauch zu reduzieren. Neben der Wohngesundheit durch den Einsatz schadstoffarmer Materialien steht die langfristige Nutzbarkeit der Gebäude im Fokus. Dazu tragen Anpassungsfähigkeit, Dokumentation und eine qualitativ hochwertige Umsetzung bei. Im Sinne des zirkulären Bauens gilt es, bereits vor dem Bau an die spätere Verwendung und Verwertung der Bauteile und Baustoffe zu denken. Auch ein suffizientes Handeln wird gefördert. Bauherren und Planende sind also angehalten, sich genau zu überlegen, welche Maßnahmen und welches Ausmaß an Komfort tatsächlich notwendig sind und auf welche Aspekte ohne Qualitätseinbußen verzichtet werden kann.
DGNB System für kleine Wohngebäude
Wohngebäude mit bis zu zwölf Wohneinheiten nachhaltig sanieren und bauen
Kriterienkatalog verfügbar
www.dgnb.de/kleine-wohngebaeude