Emissionseffizienz statt Energieeffizienz
In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben wir in Deutschland unzählige Milliarden in die energetische Gebäudesanierung investiert und dabei häufig die Wirtschaftlichkeitsschwelle überschritten. Die Kosten standen nicht im Verhältnis zum Ertrag und zur CO2-Reduktion. Immer noch verfehlt der Gebäudesektor jedes Jahr aufs Neue seine Klimaziele und trägt nach wie vor mit rd. 30 % zu den Gesamt-Treibhausgasemissionen in Deutschland bei. Das zeigt: Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel!
Beim nachhaltigen Bauen und Betreiben von Gebäuden muss zukünftig der tatsächliche CO2-Verbrauch im Mittelpunkt stehen. Es nutzt nichts, wenn wir ständig die (Dämm-)Standards erhöhen, das Bauen dadurch immer teurer wird, während der CO2-Ausstoß dennoch hoch bleibt. Stattdessen müssen wir das Gebäude mit seinem gesamten Lebenszyklus und seinem gesamten CO2-Fußabdruck in den Blick nehmen. Hierfür ist eine grundlegende Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sinnvoll, wenn nicht sogar essenziell.
Die bisherige Systematik des GEG geht von einem theoretischen Energiebedarf des Gebäudes aus, der sich aus Gebäudehülle (Transmissionswärmeverlusten) und Primärenergiefaktor ergibt. Eine Aussage über den tatsächlichen Treibhausgas- (THG-)Ausstoß wird damit nicht getroffen. Unter dem Aspekt des bezahlbaren Wohnens ist eine Erhöhung der Dämmdicke auf den Effizienzhaus-(EH-)40-Standard nicht sinnvoll. Der energetische Grenznutzen ist laut Studien, z. B. von Prof. Dr. Sven Bienert oder Dietmar Walberg , bereits beim EH-70-Standard erreicht. Aus diesem Grund hat sich die amtierende Bundesregierung auf dem Wohngipfel im September 2023 auch dazu entschieden, den bereits geltenden EH-55-Standard nicht weiter zu verschärfen. Stattdessen müsste eine neue Anforderungssystematik des GEG her, die auf den tatsächlichen THG-Ausstoß abzielt.
Meine Devise lautet also: Emissionseffizienz statt Energieeffizienz – und zwar über den gesamten Lebenszyklus. Das heißt, künftig sollen auch die Energie und die Treibhausgasemissionen in die Berechnung mit einfließen, die bei Herstellung und Transport von Baumaterialien sowie im laufenden Betrieb bis hin zu den Abrissaufwänden entstehen. So fördern wir technologieoffen alle Maßnahmen, die CO2 einsparen und wirtschaftlich sinnvoll sind. Nur so können wir den Konflikt zwischen Bezahlbarkeit und Klimaschutz langfristig lösen. Ansonsten wird das Bauen – und damit auch das Mieten – immer teurer.
Gleiches sollte übrigens auch für unsere Förderprogramme gelten. Auch hier müssen wir den Paradigmenwechsel schaffen und dürfen die finanzielle Förderung des Staats nicht mehr von der Einhaltung bestimmter Primärenergiefaktoren abhängig machen.