Tag der Bauindustrie 2024

Was ist Erfolg? #TBI24

Der Tag der Bauindustrie 2024 war ein voller Erfolg. Das Tipi am Kanzleramt war brechend voll – viele mussten stehen, so groß war der Andrang – und die Phalanx der Berliner Politik war noch deutlich beeindruckender als in den Vorjahren: Kanzler, Bauministerin, Wirtschaftsminister, Finanzminister, Oppositionsführer – mehr geht wirklich kaum. Bauindustrie-Präsident Peter Hübner machte aus der schlechten Lage der Baubranche, insbesondere beim Wohnungsbau, keinen Hehl und forderte auch, bei der Verkehrsinfrastruktur nicht etwa wieder zu sparen. Olaf Scholz erwiderte, Deutschland sei nicht fertig gebaut und kündigte erneut Wohnungsneubau im großen Stil in den gefragten Ballungszentren an, einschließlich der erforderlichen Infrastruktur sowie neuer Wohngemeinnützigkeit. Klara Geywitz machte einen kleinen Rundumschlag, kritisierte das GEG als zu kleinteilig, erwähnte den Ressourcenpass und den Gebäudetyp E, will von hohen Baustandards abweichen und stellte fest, dass Ökobilanzierung über den Lebenszyklus wichtiger sei als Energieeffizienz. Anschließend stellte Christian Lindner klar, dass öffentliche Infrastruktur zu den Prioritäten des Finanzministers zähle, nicht aber Energieeffizienz, Brandschutz oder Lärmschutz und er nicht in den Wohnungsmarkt eingreifen wolle. Wirtschaftsminister Robert Habeck – der Klimaschutzminister war offenbar zu Hause geblieben – redete über Zinsen, Vergaberecht und bundesländerübergreifende Typenzulassungen. Zum Schluss forderte Friedrich Merz einen neuen Zugang zum Bauen mit weniger Restriktionen und plädierte für das Einfamilienhaus als Aufstiegsversprechen. Zwischendurch war auch noch Michael Hüther, Direktor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft, da und erläuterte seineStudie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bauwirtschaft, deren Grundtenor die Politikprominenz unisono aufgriff.

Was also ist Erfolg? Dass es proppenvoll war, die Spitzenpolitik die Branche bauchpinselte und einhellig feststellte, der Bau sei der Motor der Wirtschaft? Ja, schon – aber nicht alles ist Gold, was glänzt. Der Andrang lag vielleicht auch am deutlicher werdenden Transformationsbedarf der Branche sowie den aktuellen Herausforderungen. Das politische Schaulaufen wurde sicher ein bisschen von der Europawahl inspiriert. Und eher Anlass zur Sorge geben Vorschläge aus der baupolitischen Mottenkiste à la Neubaugroßsiedlung oder Einfamilienhaus, auch wenn die Bauministerin ein kleiner Lichtblick war. Für den Grünen Kassem Taher Saleh – so sein Fazit zum #TBI24 – liegt die Lösung für Klimaschutz und Fachkräftebindung in Bestand und Sanierung; statt Bauen, Bauen, Bauen lieber Sanieren, Umbauen, Zukunft gestalten – Amen.

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