68. Ulmer BetonTage auf den zweiten Blick mit kleinen Veränderungen
Transformation gestalten war das Motto der diesjährigen BetonTage in Ulm. Im vergangenen Jahr verbreitete das Branchentreffen der konservativen Beton- und Fertigteilindustrie einen Hauch von Aufbruchsstimmung Richtung Bauwende. Ob davon ein Jahr später etwas übrig sein würde, greifbar gar? Der erste Eindruck war eher ernüchternd, ziemlich geschäftig und irgendwie fast wie immer. Doch das täuschte bei genauerem Hinsehen und Zuhören. Unter die zahlreichen Oldies der kleinteiligen Branche mischen sich zunehmend quietschfidele Start-ups mit neuen technischen oder geschäftlichen Ideen in Sachen Klimaschutz, Digitalisierung und Bauwende. Auch die Keynotes, Vorträge und Diskussionen drehten sich oft mehr oder weniger deutlich um die Transformation. Gut, fib-Präsident Stephan Foster kam sehr traditionell daher, aber bereits die nachfolgende Keynote vom Wuppertaler Vordenker Jörg Heynkes – Warum wir die Welt nur digital retten, oder gar nicht – war aufrüttelnd und inspirierend zugleich. Nachhaltig, klimapositiv und zirkulär wirtschaften wird Pflicht, so Heynkes – wer es nicht schafft, verschwindet vom Markt. Helfen wird uns künstliche Intelligenz, deren Verbreitung gerade erst begonnen hat, die keine Grenzen kennt und sich schneller als die früher maßgebliche Rechenleistung von Computerchips entwickelt. Dann gab’s natürlich auch Unmengen betonmäßig konkretere Vorträge zum Leichtbau, zu Holz-Beton-Fertigteilen, zu modularen Brücken, Ökobeton oder Biomasse-basierten Konstruktionsleichtbetonen.
In der Pressekonferenz ging Jörg Heynkes nochmals auf die Potenziale von KI ein und plädierte dafür, mitzumachen, zu gestalten und Lenkung wie Entscheidung immer letztlich bei uns Menschen zu belassen. Dann gab Tanja Lenz vom bbs einen gräulichen Überblick zur konjunkturellen Entwicklung der Baustoffbranche. Da aber in der Einladung stand, der Fokus liege darauf, die Betonindustrie klimaneutral und zukunftsfähig zu gestalten, gab es statt zu den drögen Wirtschaftszahlen Nachfragen zu Klimazahlen. Wenn die Branche die Transformation gestalten will, dann müsse sich das ja auch irgendwo konkret messbar niederschlagen, so die Argumentation. Damit war die Baustoffindustrie erst mal überfragt bzw. kam mit dem uralten Hut des nicht mehr ganz zeitgemäßen Monitoring-Berichts der Initiative Kreislaufwirtschaft an. Schließlich plädierte auch Dr. Jennifer C. Scheydt von BMI Deutschland in der lebendigen, aber durchaus konstruktiven Diskussion für Klimazahlen – also konkret CO2-Äq.-Angaben der Branche. Für die Zukunft, vielleicht nicht im nächsten, aber im übernächsten Jahr, versprach nun Tanja Lenz nach Möglichkeit entsprechende Angaben – schließlich kann man nur managen, was man auch messen kann. Und dann fühlte sich der diesmal im Publikum sitzende Unternehmer und Präsident des Fachverbands Beton- und Fertigteilwerke Baden-Württemberg, Friedrich Gebhart, doch ein bisschen herausgefordert und berichtete sichtlich stolz, dass er in seinem Werk die CO2-Emission der Produktion bereits um 16 % gesenkt habe. Und damit sei es für ihn auch kein Problem, die Vorgaben von QNG, z. B. 22 kg CO2-Äq./m²a mit seinen Betonprodukten zu erfüllen. Nachdem sich die Diskussion in Richtung degressiver CO2-Budgets entwickelte, ließ sich Gebhart zu der Aussage hinreißen, er könne auch 16 kg CO2-Äq./m²a. Das ist doch mal ein Wettbewerb, der in die richtige Richtung geht und auch zeigt, was im Kleinen schon alles geht in der Betonbranche. Nur im Großen muss das noch bei bbs & Co. und deren Zahlenwerk ankommen. Gastgeber und Organisator Dr. Ulrich Lotz vom FBF Betondienst wies dann noch auf viele weitere Vorträge rund um die Transformationsbemühungen hin. „Transformation gestalten heißt auch Menschen mitnehmen und mit allen am Bau Beteiligten nach innovativen Lösungen suchen“, so schließlich der HGF der Bauwirtschaft Baden-Württemberg und Vorsitzende von solid UNIT BW, Thomas Möller, in seinem Grußwort am letzten Tag. In diesem Sinne waren die 68. BetonTage durchaus ein kleiner Meilenstein. Auf die bbs-Klimazahlen der Branche darf sich gefreut werden.