Vorschlag des BMWK für klimafreundliche Grundstoffe wie Zement oder Stahl
Grundstoffe wie Stahl oder Zement, die mit reduzierten oder nahezu ohne Treibhausgasemissionen hergestellt werden, sind derzeit häufig noch nicht wettbewerbsfähig. Vor diesem Hintergrund legte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Konzept Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe vor. Ziel ist, dass diese klimafreundlichen Materialien von staatlicher Förderung unabhängig werden und sich auf den Märkten etablieren. Solange sie dabei neben den konventionell hergestellten Produkten bestehen müssen, sind Leitmärkte nötig, die die Nachfrage stärken und so Investitionen in neue Technologien und Prozesse unterstützen.
Das Konzept des BMWK konzentriert sich auf energieintensive Grundstoffe, die für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen in den Wertschöpfungsketten der verarbeitenden Industrie insgesamt verantwortlich sind – dazu gehören Stahl, Zement, Ethylen und Ammoniak. Die Grundlagen für dieses Konzept wurden in einem Stakeholder-Prozess mit Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft entwickelt. Beteiligt waren das Wuppertal Institut zusammen mit dem Beratungsunternehmen Guidehouse und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI.
Damit die Nachfrage gestärkt werden kann, müssen die klimafreundlichen Grundstoffe für Kund:innen zunächst als solche erkennbar sein. Bisher ist Stahlblechen oder Zementsäcken nicht anzusehen, ob während der Produktion viel oder wenig Treibhausgase entstanden sind. Das BMWK-Konzept stellt deshalb Definitionen für klimafreundlichen Stahl oder Zement, aber auch Ethylen und Ammoniak vor, die während des Stakeholder-Prozesses gemeinsam entwickelt wurden. Diese Definitionen sollen als Grundlage für eine einheitliche Kennzeichnung dienen und Transparenz und Vergleichbarkeit auf den neu entstehenden Leitmärkten herstellen. Die Definitionen für Stahl und Zement greifen dabei zentrale Elemente eines international anschlussfähigen Vorschlags der Internationalen Energie-Agentur auf. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl hat bereits im April dieses Jahres den Low Emission Steel Standard (LESS) vorgestellt, der die Definition für Stahl in ein Kennzeichnungssystem umsetzen wird.
Die Kennzeichnung ist die Voraussetzung für weitere politische Handlungsoptionen. So kann die öffentliche Beschaffung erheblich dazu beitragen, die Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten zu steigern – etwa, wenn beim Bau von Gebäuden, Straßen, Brücken oder von Transport- und Energieinfrastrukturen klimafreundlich produzierte Materialien eingesetzt werden. Auch Mindestanforderungen an Produkte im Rahmen der neuen EU-Ökodesign-Verordnung, oder möglicherweise auch Quoten für klimafreundliche Grundstoffe, können eine wichtige Rolle spielen. Für diese Instrumente, aber auch für die private Beschaffung von Unternehmen, sind die im Konzept vorgestellten Definitionen eine Hilfestellung. Wichtig ist, durch die Anwendung Erfahrungen zu sammeln und die Instrumente weiter zu verbessern.
Der Begleitprozess sowie das Hintergrundpapier sind innerhalb des Projekts EU-CIP entstanden.
Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe
Konzept des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (2024)
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Klimaschutz/leitmaerkte-fuer-klimafreundliche-grundstoffe.pdf?__blob=publicationFile&v=22