Let’s do it together!

Bernhard Hauke
Foto: Stefan Haehnel

Am Anfang war die Idee von der quantitativen Bewertung nachhaltigen Bauens auf Basis ökologischer und ökonomischer Lebenszyklusbetrachtungen. Auf diese gemeinsame Initiative gehen sowohl das DGNB-System als auch das BNB-System des Bundes zurück. Leider haben BNB- und DGNB-System sich aus Gründen auseinanderentwickelt. Inzwischen gibt es weitgehend davon abgeleitete und weiterentwickelte Nachhaltigkeitssysteme wie BNK oder NaWoh mit jeweils eigenen Organisationen, was im Sinne einer weiteren Verbreitung der Nachhaltigkeitsbewertung auch gut war.

Seitdem die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) eine Zertifizierung mit einem dieser Bewertungssysteme nach den Anforderungen des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG), welches politische Ziele wie Klimaschutz, Ressourcenschonung, Gesundheitsschutz oder Teilhabe aufgreift, erfordert, haben sich die Bewertungssysteme teilweise an QNG angepasst. Dies betrifft bspw. die Ökobilanzrechenregeln. Trotzdem haben wir noch immer eine erhebliche technische Vielfalt der Bewertungssysteme. Wettbewerb ist grundsätzlich gut. Aber machen so viele verschiedene quantitative Bewertungssysteme für nachhaltiges Bauen mit jeweils entsprechenden Entwicklungsbemühungen auf der einen Seite, aber auch Schulungsaufwand auf der anderen Seite Sinn? Ein Gutachten von Michael Halstenberg kam letztes Jahr lang begründet zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall sei. Dazu hat die DGNB später angeboten, ihr QNG-konformes System DGNB 2023 an andere Anbieter zu lizensieren. Mit dem Umweltzeichen HafenCity gibt es schon ein solches beispielhaftes Abkommen; international ebenso.

Aber es geht ja nicht nur um die Lizensierung heute, sondern vielmehr um die rasche Weiterentwicklung eines zukünftigen gemeinsamen technischen Standards zur quantitativen Nachhaltigkeitsbewertung. Dazu hat es nun ein erstes Treffen der Stakeholder gegeben. Gegen einen gemeinsamen technischen Standard zur Nachhaltigkeitsbewertung kann eigentlich niemand etwas haben. Hat wohl, soweit das öffentlich artikuliert wurde, auch niemand. Die Frage ist nur, wer macht’s? Natürlich müssen, wie bei Normen üblich, alle Stakeholder fair und transparent einbezogen werden. Normung ist eine nicht staatliche Aufgabe und sollte es auch bleiben. Somit fallen das Bundesbauministerium und sein BBSR schon mal raus, und das UBA auch. Auch könnten diese ja Brücken und Infrastruktur gar nicht abdecken. Das DIN hat einen kompetenten Normenausschuss Nachhaltiges Bauen, der sich aber primär um die Spiegelung der ISO- und CEN-Normen wie DIN EN 15804 kümmert. Die größte und leistungsfähigste nicht staatliche Organisation in Deutschland, die sich um die Entwicklung von Bewertungssystemen zum nachhaltigen Bauen kümmert, ist die DGNB. Dann sollte es doch die DGNB auch machen.

Es geht um die rasche Weiterentwicklung eines gemein­samen tech­nischen Standards zur quantitativen Nachhaltigkeitsbewertung

Diverse Beiräte und Ausschüsse wie den Fachausschuss oder den Ausschuss für Lebenszyklus und zirkuläres Bauen gibt es ja schon bei der DGNB. Hieraus ließe sich sicher rasch ein neu gegliederter und erweiterter Ausschuss Bewertung Nachhaltiges Bauen, ggf. mit Unterausschüssen, ableiten. Die Arbeit ist freiwillig und ehrenamtlich und sollte es auch bleiben. Nur organisiert und betreut muss das genauso werden wie bei DIN, VDE oder VDI. Die entsprechenden Kosten könnten transparent als moderate Lizenzgebühren auf alle Anbieter von Nachhaltigkeitszertifizierungen umgelegt werden. Die Normungsarbeit sollte weder ein Zuschussgeschäft noch eine sprudelnde Einnahmequelle sein. Der Wettbewerb kann dann auf gemeinsamer Basis bei der eigentlichen Zertifizierung stattfinden. Der Zugang zum Bewertungssystem muss wie bisher, im Sinne einer weiteren Verbreitung, frei sein. So oder so ähnlich könnte das laufen. Nun lasst uns doch mal zeigen, dass wir schnell und handlungsfähig sein können und sowas bis zum Sommer gemeinsam umsetzen: Let’s do it together. Die nachhaltige Bauwende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, deren Dringlichkeit dem angemessen wäre.

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