Denkmalgerechte Anwendung für historisches Sparrendach in Lindau
In der Altstadt von Lindau wurde das denkmalgeschützte Dachgeschoss eines alten Kaufmannshauses zu einem Loft mit drei offen gehaltenen Ebenen ausgebaut. Sowohl die alten Balken und Sparren als auch das ökologische Lehmputz-Trockenbausystem mit integrierter Deckenheizung sorgen für ein wohnliches Ambiente mit ganzjährig angenehmem Raumklima.
Zahlreiche schmucke Bürger- und Handwerkerhäuser mit Laubengängen, Krangauben, Erkern und geschnitzten Fenstersäulen säumen die Straßen der Lindauer Altstadt. In den Gassen lehnen sich die meist drei- bis viergeschossigen Wohn- und Geschäftshäuser aneinander – eines schöner als die anderen. Ein besonderes bauliches Juwel findet sich in der Cramergasse 9. Das dreigeschossige Kaufmannshaus von 1728 mit zwei Portalbögen aus Naturstein und einem hölzernen Sprengwerk unterm Dach beeindruckt mit einem riesigen Dachraum, in dem sich die Ferienwohnung Loft 1728 über drei Ebenen erstreckt. Die alten Balken der Dachkonstruktion sind omnipräsent. Bruchsteinmauerwerk schafft zu den naturweiß verputzten Wänden einen schönen Kontrast.
Hinzu kommt das angenehme Raumklima. Die Verbundplatten mit integrierter Deckenheizung verkleiden als ökologisches Lehmputz-Trockenbausystem die Dachunterseiten oberhalb der Sparren. Die vorgefertigten Trockenbauelemente mit eingelegten Rohrleitungen erwärmen das Dachvolumen angenehm über das Strahlungsprinzip und kühlen bei Bedarf nach dem gleichen Prinzip. Die 10 mm dicke Lehmschicht auf den Trägerplatten aus Holzweichfaser gewährleistet das Feuchtemanagement, falls beim Kühlen doch etwas Kondensat entsteht. Der Lehmputz nimmt die Feuchtigkeit auf und verteilt diese gleichmäßig. Später verdunstet die Feuchtigkeit wieder zurück in den Raum. Dies funktioniert auch für die überdurchschnittlich hohe Luftfeuchtigkeit der Altstadtinsel. All das funktioniert ohne sichtbare Heizkörper oder Klimageräte.
Doch der Weg von der ersten Idee bis zur Fertigstellung des Lofts glich einem langen Hindernislauf. Da die Altstadt Lindaus unter Denkmalschutz steht, fiel auch das alte Dachsprengwerk innenseitig unter das Erhaltungsgebot. Dafür favorisierte der Denkmalschutz eine komplette unterseitige Bekleidung, was aber den Charakter des Dachraums stark verändert hätte. Nach viel Überzeugungsarbeit konnten die historischen Hölzer zum Raum hin sichtbar belassen werden. Der konstruktive Dachaufbau – über den historischen Sparren liegt eine komplett neu eingebrachte zweite konstruktive Ebene aus freitragenden, 20 cm hohen und im Zwischenraum ausgedämmten Sparren – war ebenso herausfordernd wie das Ausnivellieren des bis zu 15 cm schrägen Bodens. Dagegen war das Einbringen der rd. 250 m² Lehmbauplatten ein Kinderspiel. Da die neue Sparrenebene und damit auch die unterseitige Bekleidung frei über den alten Sparren liegen, konnte die Unterseite durchgehend mit dem Trockenbausystem beplankt werden, ohne aufwendige Stückelei zwischen dem Dachsprengwerk und den krummen Sparren. Ohnehin gilt es unter erfahrenen Zimmerleuten und Trockenbauern als ausgemacht, dass die Montage von Lehmbauplatten ähnlich wie Gipskartonplatten einfach, schnell und ohne Spezialwerkzeug erfolgt.