Umfrage: Holz nicht in Kraftwerken verheizen

Mehrheit wünscht sich keine finanzielle Förderung für Holzverbrennung

Die Rolle der Holzverbrennung hat in der Debatte um Energiekrise, GEG und Wärmeplanung in diesem Jahr viel Raum eingenommen. Gleichzeitig arbeitet die Bundesregierung an ihrer nationalen Biomassestrategie, um die künftige Verwendung der knappen Biomasse besser zu steuern. Aus diesem Grund hat der NABU mithilfe einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Appinio versucht, die Einstellung der Bevölkerung zur Holzenergie zu ermitteln.

Demnach ist die Hälfte der Befragten der Meinung, dass die Verbrennung von Holz in Kraftwerken klimaschädlich ist und verboten werden sollte (50 %). Nur etwas mehr als ein Viertel ist überzeugt, dass diese Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung notwendig sind. Personen, die selbst mit Holz heizen, wollen deutlich seltener (38 %) als der Durchschnitt, dass die Verbrennung in Kraftwerken verboten wird. Diejenigen, die eine Wärmepumpe besitzen, befürworten dies am stärksten (62 %).

Michaela Kruse, NABU-Expertin für Energie und Kohleausstieg, erläutert: „Die Diskussion, inwieweit Holz die fossilen Energieträger in Heizungen sowie Strom- und Wärmekraftwerken ersetzen kann und sollte, wird teilweise sehr emotional geführt. Dies liegt auch daran, dass die wahren Umweltschäden, die durch das Verheizen von Holz verursacht werden, noch immer zu wenig bekannt sind. Viele Menschen haben nur den wohlig warmen Kamin vor Augen. Bei der Verbrennung von Holz in Kraftwerken sprechen wir aber von ganz anderen Dimensionen, denen weltweit intakte Wälder und damit wertvolle Ökosysteme zum Opfer fallen. Wir müssen uns von Kohle, Gas und Öl zur Energiegewinnung verabschieden, so viel ist klar. Doch die großflächige Umstellung auf Holzverbrennung ist keine Lösung. Unsere Wälder stehen ohnehin schon unter großem Druck. Die Umfrage zeigt, dass viele Menschen in Deutschland schon ein Bewusstsein dafür haben, dass klimaneutrale Energiegewinnung nicht auf Holzverbrennung setzt.“

Die finanzielle Förderung mit staatlichen Geldern von Holzbiomasse zur Strom- und Wärmeerzeugung hat der Umfrage zufolge wenig Unterstützung bei den Befragten. Deutlich mehr Zustimmung finden Subventionen für andere Erneuerbare wie Solar- und Windenergie. Das gilt auch für Menschen, die selbst mit Holz heizen. Dafür, dass Holz nicht verbrannt, sondern lieber stofflich verwertet werden sollte, spricht sich die Mehrheit der Befragten aus. Der NABU setzt sich schon lange dafür ein, Fördermittel statt für die Energieerzeugung mit Holz für klimafreundliche erneuerbare Alternativen sowie die bessere stoffliche Nutzung von Holz umzuleiten. Unsicher sind die Befragten darüber, ob das Verbrennen von Holz grundsätzlich negative Auswirkungen auf das Klima hat und ob die heimischen Wälder die steigende Nachfrage auch künftig decken können. Eine deutliche Mehrheit stimmt jedoch der Aussage zu, dass Holzverbrennung nicht länger als klimaneutral definiert werden sollte (60 %, Ablehnung 13 %).

Mit Blick auf das Wärmeplanungsgesetz, mit dem Kommunen ihre Wärmenetze defossilieren sollen, zeigt sich folgendes Bild: Viele Menschen wären bereit, sich an der Wärmeplanung in ihrer Gemeinde zu beteiligen. Die meisten würden eine Veranstaltung besuchen (43,5 %) oder eine Petition unterschreiben (38,7 %).

Hintergrund

Knapp 20 % des europäischen Energieverbrauchs werden von erneuerbaren Energien gedeckt, über die Hälfte davon basiert auf Holzbiomasse. Auch sie gilt auf dem Papier als klimaneutral und das, obwohl das Verbrennen von Holz ebenfalls große Mengen CO2 freisetzt und den Kohlenstoffspeicher im Wald reduziert. Mehrere große Kohlekraftwerke in Europa wurden auf Holzverbrennung umgerüstet, häufig gestützt durch staatliche Subventionen. Für Deutschland zeichnet sich dieser Trend nach dem Kohlausstieg möglicherweise ebenfalls ab, gleichwohl steht die Entwicklung hierzulande noch am Anfang. Insbesondere in der Wärmeversorgung zeichnet sich ein Nachfrageboom für Holzbiomasse ab. So soll bspw. das Kohle-Heizkraftwerk in Hamburg-Tiefstack auf die Verbrennung von Holzpellets umgestellt werden. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass Importe von Holz für die Energiegewinnung in den nächsten Jahrzehnten daher stark zunehmen werden.


Rahmendaten zur Umfrage: Befragungszeitraum 6./7. Nov. 2023. 1001 Teilnehmer:innen, Alter 16–69 Jahre, Durchschnittsalter 42,6 Jahre, 500 Frauen/501 Männer.
Die Umfrage finden Sie hier: www.NABU.de/umfrage_holzverbrennung

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