Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Klimaneutralität für das Bauen mit Bestand

4. Karlsruher Bauherrenkongress

Beim 4. Karlsruher Bauherrenkongress in Karlsruhe standen die Themen Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Klimaneutralität für das Bauen mit Bestand im Mittelpunkt. Expertinnen und Experten aus dem Bauwesen, öffentliche und private Bauherren, Architekten und Bauingenieure berichteten über Herausforderungen und Lösungen, um das Planen, Bauen und auch den Betrieb von Bauwerken mithilfe digitaler Methoden und Werkzeuge nachhaltig und klimaneutral zu ermöglichen.

In einem Impulsvortrag stellte Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und Aufsichtsratsvorsitzender der TechnologieRegion Karlsruhe, die wachsende Bedeutung der Bioökonomie als strategischen Zukunftsfaktor für das Bauwesen vor. Angesichts der hohen Klima- und Umweltbelastung traditioneller Baustoffe, wie Beton oder Verbundwerkstoffe, sei die Entwicklung neuer, biogenerischer Werkstoffe für das Bauwesen ein Schlüsselfaktor, um die Klimaschutzziele erreichen zu können. Wie das geht, zeigte das Team von Roofkit, eine interdisziplinäre Studierendengruppe des KIT, die im vergangenen Jahr mit ihrem Konzept eines Aufstockungsbauwerks aus nachhaltigen Roh- und Baustoffen den Solar-Decathlon-Europa-Wettbewerb gewonnen hatte. Eine der Kernideen des Teams: Alle genutzten Materialien sind aus nachhaltigen Quellen und wieder lösbar verbunden, etwa über Schraub- oder Steckverbindungen. So kann das in Modulbauweise gefertigte Bauwerk vollständig in seine Einzelkomponenten zerlegt und alles zu 100 % wieder genutzt werden.

Das Team von Roofkit auf dem 4. Karlsruher Bauherrenkongress
Quelle: buildingSMART Deutschland

So wie das neu Bauen neu gedacht wird und vielfältige, hoch innovative Ansätze dafür bereits heute verwirklicht werden, so braucht es auch für den Umgang und die Ertüchtigung bestehender Bauwerke intelligente und neue Ideen. Beim Bauen im Bestand am Beispiel der Kopfklinik in Heidelberg wurde dies besonders deutlich. Sandra Albiez, die Leiterin der Hochbauabteilung bei Vermögen und Bau Baden-Württemberg, präsentierte einen eindrucksvollen Einblick in die Überlegungen, um bei laufendem Klinikbetrieb eines der größten Krankenhäuser im Südwesten grundlegend zu sanieren. Dies gelingt nur mithilfe digitaler Methoden und Werkzeuge wie Building Information Modeling und Lean Management. Schon die Vorplanung des Megaprojekts – die Sanierungsphase wird insgesamt rd. 20 Jahre dauern – stützt sich auf digitale Methoden und Werkzeuge, um von Anfang an sowohl die Kommunikation mit allen am Planungs- und Bauprozess Beteiligten als auch den fachlichen Austausch mit den Nutzern des Klinikums, also den Pflegekräften und Ärzten, zu optimieren.

Wie sehr eine noch so gute Planung durch extreme externe Einflüsse null und nichtig werden kann, stellte Sandra Tretter vom Projektteam Campus Neues Klinikum Lörrach vor. Dort war es der russische Angriff gegen die Ukraine und die sich daraus ergebende Wende in der Energieversorgung, die das zuvor erdachte Energiekonzept grundlegend infrage stellte. Innerhalb kürzester Zeit – ebenfalls mithilfe digitaler Methoden und Techniken – wurde die Energieversorgung nahezu vollständig auf regenerative Quellen umgestellt. Dies wird zwar erhebliche Mehrkosten nach sich ziehen, jedoch in der späteren Nutzungsphase zu Einsparungen in nennenswerter Höhe führen.

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