Mit der Passiv-Solar-Fassade wird ein Außenwand-Dämmsystem vorgestellt, mit dem durch eine transparente Vorsatzschale vor der Dämmschicht Solarenergiegewinne verstärkt genutzt werden können. In einer Parameterstudie wird aufgezeigt, dass sich der Transmissionswärmeverlust gegenüber einem WDVS über alle Dämmstoffdicken je nach Ausrichtung zwischen 20 % und 40 % zusätzlich verringern lässt. Durch die absorbierte Solarenergie werden die Dämmstoffaußenseite sowie die Luftschicht zwischen Dämmung und transparenter Fassadenverkleidung erwärmt, sodass die Temperaturdifferenz von innen nach außen reduziert wird. Dieser Effekt senkt den Transmissionswärmestrom linear, also unabhängig von der Dämmstoffdicke und unterliegt somit nicht dem sog. U-Wert-Reziprok-Dilemma.
Da zum notwendigen Ziel der Energiewende – Nutzung von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden – neben der Senkung der Heizenergie die Senkung der Heizlast eine entsprechende Dämmstoffdicke erfordert, wäre der Rückschluss, es könnte hierfür durch die transparente Fassadenverkleidung auf Dämmstoffdicke verzichtet werden, ein Trugschluss. Durch die Passiv-Solar-Fassade kann zum Erreichen eines Passivhaus-Heizenergiebedarfniveaus jedoch die erforderliche Dämmstoffdicke verringert werden.
Stricker, R.; Stricker, T. (2023) Passiv-Solar-Fassade – rezyklierbare Fassadendämmung mit Solarenergienutzung. Bauphysik 45, H. 3, S. 151–159. https://doi.org/10.1002/bapi.202300003