Baustoffindustrie zwischen Bremsen und Transformation

Mitgliederversammlung des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden

Die Baukrise hat die Wertschöpfungskette Bau fest im Griff – so ein zentrales Thema auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden (bbs). Trotz erheblicher Einbrüche bei der Baukonjunktur betonte die Branche, an der Einhaltung der Transformationspfade festzuhalten. „Wir brauchen ein Moratorium bei der ständigen Verschärfung der Baustandards, um die aktuelle Verunsicherung abzubauen“, so bbs-Präsident Dr. Dominik von Achten. „Durch den Heizungsstreit ist viel Vertrauen bei der Gebäudesanierung verspielt worden. Umso wichtiger ist es daher, jetzt gleichermaßen in die Gebäudehülle und den Einsatz von erneuerbarer Wärme zu investieren. Bei der Verkehrsinfrastruktur muss das versprochene neue Deutschland-Tempo angesichts maroder Brücken, Schleusen und Schienenwege schnell umgesetzt werden – einschließlich entsprechender Planungskapazitäten und finanzieller Mittel.“ Von Achten versicherte, dass trotz der Krise die Transformation das oberste Ziel bleibe und zeigte sich optimistisch, dass die Baustoffbranche in 25 Jahren klimaneutral sei. Beim selbst vorgegebenen Tempo muss die Baustoffindustrie wohl nochmal nachschärfen, um zur Erreichung der klimapolitischen Ziele angemessen beizutragen. Gut möglich, dass hier auch die Firmen vorpreschen und letztlich den bbs mitziehen.

bbs-Präsident Dr. Dominik von Achten und bbs-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Frederichs mit der Grünen-Bundesvorsitzenden Ricarda Lang
Quelle: bbs/Mira Burgund

Weiter unterstütze die Branche das Vorhaben der Bundesregierung, den Rechtsrahmen für CO2-Abscheidung und -Nutzung (CCU/S) neu zu definieren. Generell wünschte sich von Achten von politischer Seite noch mehr Mut für Forschung und Entwicklung: „Wenn wir, besonders in der aktuellen Situation, wieder stärker auf Fortschritt und Innovationen setzen, dann gestalten wir die globale Transformation nicht nur tatkräftig mit, sondern sichern die lokale industrielle Wertschöpfung auf Jahrzehnte.“ Das vom Wirtschaftsministerium ins Spiel gebrachte Konzept für einen Industriestrompreis für energieintensive Industrien kann hier für den Übergang einen wichtigen Beitrag leisten. Entscheidend seien nun im nächsten Schritt die detaillierte Ausgestaltung von Höhe, Bedingungen und Adressatenkreis.Von Achten appellierte zudem an die Bundesregierung, zentrale Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag zügig umzusetzen, darunter das Abfallende für qualitätsgeprüfte Sekundärbaustoffe sowie beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren: „Die Fahrpläne für bessere Kreisläufe und die bedarfsgerechte Gewinnung von Rohstoffen für die Transformation liegen seit mehreren Jahren auf dem Elfmeterpunkt.“

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