Nachhaltiges Bauen wird nicht nur durch die ­Materialauswahl bestimmt

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MOKIB – Modulare Kitabauten für Berlin

Holzbauten in serieller Fertigung mit modularer Bauweise sind eine Möglichkeit, nachhaltiger zu bauen. Noch ist diese Bauart in Deutschland wenig verbreitet und bringt einige Herausforderungen in der Planung und finalen Umsetzung mit sich. So gilt es, die Schritte vom Einzelteil bis zum fertigen Bauprodukt sehr zeitig vorzudenken, zu standardisieren und v. a. den Genehmigungsprozess zu vereinfachen.

Das Projekt MOKIB (Modulare Kitabauten für Berlin) startete bereits 2017. Ziel des Projekts war der kurzfristige Neubau von mehreren Kindertagesstätten, verteilt im gesamten Berliner Stadtgebiet, unter Nutzung einer seriellen Vorfertigung und durch eine modulare Elementbauweise. Durch die Modulbauweise sollten die Gebäude schnell, kostengünstig und ökologisch errichtet werden.

Die ausgelobten Wettbewerbe sahen die Planung von einem zwei- und einem dreigeschossigen Gebäudetyp vor. Dabei galt es standortbezogene Erweiterungen bzw. Reduzierungen mit Blick auf den Bedarf an Kitaplätzen zu berücksichtigen. Im Ergebnis des Wettbewerbs wurde zugunsten einer nachhaltigen Holzbauweise entschieden, bei der sich das Material Holz sowohl in der Fassadengestaltung als auch in den raumbildenden und tragenden Elementen des Innenausbaus widerspiegelt. Unterschiedliche Farbkonzepte in den ergänzenden Fassadenelementen und in der Wahl der Materialien im Innenbereich ermöglichen Individualisierungen und Reaktionen auf den Kontext der Umgebung. Bis Anfang 2022 wurden acht Kindertagesstätten fertiggestellt, die bereits genutzt werden. Im Sommer 2023 soll die neunte Kita übergeben werden.

Um den Planungs- und Ausführungsprozess zu beschleunigen, wurde eine Typenplanung ohne Standortbezug durch beide Generalplanerteams erarbeitet. Erst nach Vorprüfung der Liegenschaften erfolgten eine grundstücksbezogene Anpassung der Gebäudetypen hinsichtlich technischer Besonderheiten und die Festlegung der Farbkonzepte. Die parallele planerische Entwicklung der Gebäudetypen durch beide Planungsteams ermöglichte die Nutzung vielfältiger Synergien im Projektmanagement.

Planung mit Weitsicht

Um ein nachhaltiges Gebäude zu planen und zu errichten, reicht es nicht aus, sich auf den Werkstoff Holz, serielle Vorfertigung und Modulbauweise festzulegen. Es bedarf einer weiterführenden Betrachtung, welche sehr früh in der Vorplanung beginnt. Oftmals fängt dies mit einer Vorgabe zum energieeffizienten Bauen an. Für die Kitas sollten gemäß den Festlegungen im Bedarfsprogramm von 2017 nicht nur die Anforderungen der ab 2019 geltenden Niedrigenergiehaus-Standards, sondern zusätzlich eine Unterschreitung des Primärenergiebedarfs von 45 % gegenüber dem Referenzgebäude nach ENEV 2014 umgesetzt werden. So wurden bereits fünf Gebäude mit einer Luft-Wärme-Pumpe anstelle eines Fernwärmeanschlusses ausgerüstet. Auch künftige Nachrüstungen für erneuerbare Energieversorgungen wurden bereits bedacht: Auf den Dachflächen und im Technikraum wurden Vorkehrungen für die Installation einer Photovoltaikanlage getroffen.

Ein weiterer Aspekt der Berücksichtigung ökologischer Aspekte zur Nachhaltigkeit ist die Ausbildung von extensiv begrünten Retentionsdächern sowie der Einbau von Festkörperrigolen zur örtlichen Versickerung.

Die Verwendung des Baustoffs Holz als Konstruktionsbaustoff und als Holzschalung an der Fassade sowie in verschiedenen Bereichen des Innenausbaus verbessert die Ökobilanz der Gebäude deutlich. Bei der Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs wird die Entlastungsfunktion des Holzbaus für die Atmosphäre genutzt, indem die Bäume in der Wachstumsphase CO2 binden und auf diese Weise Reduktionspotenziale von 36 bis 70 % gegenüber der Standardbauweise ermöglichen. Zudem stammt das verwendete Holz aus einheimischen Wäldern und benötigt daher nur kurze Transportwege.

Die serielle Vorfertigung der Holzmodule im Werk begünstigte die schnelle Errichtung der Gebäude. So konnte der Rohbau innerhalb von nur fünf Wochen auf der Bodenplatte errichtet werden und bot sofort eine „trockene Baustelle“. Der Innenausbau konnte unmittelbar im Anschluss beginnen. Auch soziokulturellen Aspekten in puncto Minderung von Lärm- und Staubbelastung der Anwohner und Nachbarn konnte damit Rechnung getragen werden.

Um im Holzbau typische Schadstoffe in der Innenraumluft, vorwiegend flüchtige organische Verbindungen (VOC) sowie Alde­hyde, und die damit einhergehende Beeinträchtigung der Nutzer durch Befindlichkeitsstörungen oder gesundheitliche Beschwerden auszuschließen, wurde zusätzlich zur Bewertung der verwendeten Materialien ein Baubiologe hinzugezogen. Die Einhaltung aller Vorgaben wurde zum Abschluss der jeweiligen Baumaßnahmen durch Raumluftmessungen geprüft.

Kreislaufwirtschaft

Insgesamt wurden nur Materialien verwendet, die hinsichtlich Gewinnung, Transport, Verarbeitung, Funktion und Beseitigung eine hohe Gesundheits- und Umweltverträglichkeit aufweisen. Am Ende ihres Lebenszyklus angekommen, können die Holzmodule der Kitabauten vollständig rückgebaut und wiederverwendet oder recycelt werden.

Eine nachhaltige Betrachtung ist nicht allein auf den Errichtungsprozess des Gebäudes zu begrenzen, sondern muss den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigen. Um die Klimaziele einzuhalten, bedarf es daher – insbesondere in der Baubranche – noch vielfältigerer Anstrengungen aller Beteiligten. Besonders in ihrer Verpflichtung die Auftraggeber vollumfänglich, fach- und sachgerecht zu beraten, können Projektsteuerer und Bauingenieure einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.


Projektdaten

Auftraggeber
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

Standort
9 Standorte in 9 Berliner Stadtbezirken

Projektsteuerung
Schüßler-Plan

Architektur
Generalplanerteam Büro Kersten und Kopp BDA aus Berlin (zweigeschossiger Gebäudetyp 60 plus)
Generalplanerteam Büro karlundp aus München (dreigeschossiger Gebäudetyp 150 minus)

schuessler-plan.de

stadtentwicklung.berlin.de/bauen/hochbau/de/mokib.shtml

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