Während einige der traditionell als gedeckte Holzbrücke ausgeführten Bauten aus vorindustrieller Zeit noch bis heute in Gebrauch sind, weisen viele der in den letzten Jahrzehnten erstellten Holzbrücken aufgrund konstruktionsbedingter Mängel häufig bereits nach wenigen Jahren Standzeit feuchtebedingte Schäden auf. In Auswertung der häufigsten Schadensursachen bei Holzbrücken im Rahmen eines interdisziplinär angelegten Forschungsprojekts, das auf die Entwicklung robuster, dauerhafter Holzbrücken ausgerichtet war, wurde ein prototypischer Brückenentwurf entwickelt. Darauf aufbauend wurde die Anwendbarkeit des Prinzips integrale Brücke für den Brückenwerkstoff Holz überprüft. Dazu wurden umfangreiche theoretische Untersuchungen, Belastungstests und Dauerhaftigkeits-Langzeittests am Bauteilübergang Holzüberbau/Stahlbetonunterbau durchgeführt. Der monolithische Stoß nutzt in den Holzüberbau faserparallel eingeklebten Bewehrungsstahl zur Übertragung der Biegezugkomponente.
Bei der weltweit ersten Realisierung von insgesamt drei integralen, gedeckten Holzbrücken (Remstal nahe Stuttgart, 2019) wurde erstmals Carbonbeton als Brückenbelag eingesetzt. Der neuartige Werkstoff ist materialeffizient und dauerhaft. Der Beitrag erläutert die Entwicklung des neuen integralen Holzbrückentypus sowie dessen erste Umsetzung für die Brücken der Remstal-Landesgartenschau 2019 und gibt einen Ausblick auf das Potenzial neuartiger materialhybrider und integraler Brücken mit Holz als tragendem Werkstoff in Kombination oder Verbund mit Stahl und Beton.
Grün, S.; Riederer, J.; Helbig, T. (2023) Materialhybride, integrale Holzbrücken: Entwicklung, Anwendung und Potenziale. Bautechnik 100, Sonderheft Holzbau, Ausgabe 1, S. 31–38. https://doi.org/10.1002/bate.202300023