Nachhaltiges Bauen mit Beton

Band 2: Quick Wins für den Klimaschutz

Quelle: DBV

Der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein (DBV) greift mit dem DBV-Heft 50 Nachhaltiges Bauen mit Beton die Themen Klimaschutz und Klimawandelfolgen auf und stellt gemäß dem Vereinszweck Lösungsansätze für nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen mit Beton in den Fokus. Das Thema ist zugegebenermaßen komplex und der DBV zerlegt es in handhabbarere Einzelbände. Zuerst erschienen ist Band 2 Quick Wins für den Klimaschutz – zusammengestellt von DBV-Mitarbeiter:innen. Die Sammlung von acht Beispielen gibt Bauherren, Planern und Ausführenden konkrete Anregungen und Hilfestellungen für das Bauen mit Beton und Betonstahl. Gezeigt werden heute schon möglich Maßnahmen, die zum Klimaschutz durch Reduktion des CO2-Fußabdrucks oder zum Ressourcenschutz beitragen.

Die Auswirkungen klinkereffizienter Zemente, also mit reduziertem Klinkeranteil, auf die Bauausführung ist der erste Punkt. Weniger Klinker bedeutet hier vereinfacht weniger CO2. Druckfestigkeit, Dauerhaftigkeit und Verarbeitbarkeit müssen dabei immer im Blick bleiben. Vermutlich werden die Baukosten erhöht, mehr qualifiziertes Personal benötigt und die Bauzeiten wegen der langsameren Festigkeitsentwicklung länger.

Eine andere Möglichkeit ist die Verlängerung des Nachweisalters, indem die Betondruckfestigkeit nicht nach 28 Tagen, sondern erst nach 56 oder gar 91 Tagen geprüft und so von bis zu 15 % Festigkeitszuwachs profitiert werden kann. Diverse Wechselwirkung bei entsprechend langsam erhärtenden Betonen wie weniger Temperaturentwicklung oder längere Ausschalfristen sind zu beachten.

Bei massigen Bauteilen lassen sich die erforderlichen Betonfestigkeiten zonieren, sodass die jeweiligen Festigkeiten nur unwesentlich über den erforderlichen liegen. Mit Zonierung können durchschnittlich 66 kg CO2-Äq./m³ eingespart werden. Die Anforderungen an Bestellung, Transport und Einbau nehmen entsprechend zu.

Statt der üblichen Rissbreitenbewehrung für viele, aber kleine Risse kann auf diese weitgehend verzichtet werden, sodass nur wenige, aber große Risse auftreten, die nachträglich geschlossen werden müssen. Durch den gesparten Bewehrungsstahl ergibt sich in einem Beispiel eine Einsparung von 14 kg CO2-Äq./m³. Zugänglichkeit für die Nachbehandlung sowie Akzeptanz beim Bauherren sind erforderlich.

Auch durch den Einsatz von hochfester Bewehrung können bis zu 40 % Stahl eingespart oder auch die Betonmenge reduziert werden. Die Mehrkosten für die hochfeste Bewehrung sind erheblich und werden nicht vollständig durch Mindermengen kompensiert.

Durch präventiven kathodischen Korrosionsschutz der Bewehrung können Betondeckung und ggf. die Rissbreitenbewehrung reduziert bzw. die Expositionsklasse und der Zementgehalt abgesenkt werden, was Einsparungen von bis zu 16 kg CO2-Äq./m³ bringen kann.

Mit industriell vorgefertigten Spannbetonhohlplatten können bei regelmäßigen Hochbaudecken bis ca. 50 % Beton und fast ca. 75 % Stahl gespart werden. Da nachträgliche Änderungen wie Durchbrüche schwer möglich sind, ist eine gute Planung erforderlich.

Auch Betontragwerke werden noch zu viel abgerissen und könnten eigentlich instand gesetzt, ertüchtigt und verstärkt werden. Die technischen Möglichkeiten dafür sind heute vielfältig, z. B. mit kathodischem Korrosionsschutz, Verstärkung mit höherfesten Betonen oder mit CFK-Lamellen. Bei der Sanierung mittels Hochdruckwasserstrahltechnik können ca. 60 % CO2-Äq. gegenüber dem Ersatzneubau eingespart werden.

Im Anhang gibt es noch eine recht umfangreiche Zusammenstellung von Daten des CO₂-Äquivalents (GWP 100) für Betonstahl, Spannstahl, Beton und Zement sowie Spannbetonhohlplatten aus internationalen Umweltproduktdeklarationen (EPD). Das ist interessant und informativ, taugt aber wenig zum direkten Arbeiten, weil nur die Werte der Herstellphase (A1–A3) verfügbar sind.

Die Auflistung der Quick Wins für den Klimaschutz beim Bauen mit Beton ist offensichtlich zeitnah praktisch umsetzbar. Wie so oft steckt der Teufel in den Details. Diese werden mit Vor- und Nachteilen im Band gut beschrieben, weitere Unterstützung wird angeboten. Jeder, der sich mit Planung und Ausführung von Betonkonstruktionen beschäftigt, sollte die wesentlichen Inhalte dieses Bands kennen, weil der Massenbaustoff Beton relevanten Einfluss auf den Klimaschutz hat.


Nachhaltiges Bauen mit Beton

Band 2: Quick Wins für den Klimaschutz
Berlin: Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein (2022)
84 S., Softcover, 117,70 Euro

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