Einführung in die Baubotanik
Auf der Suche, womit wir zukünftig bauen, steht im Lichte der Aufhaltung des Klimawandels Bauen mit Holz ganz oben. Jüngst mehrt sich die Kritik vonseiten des Naturschutzes, aber nun auch der Wissenschaft, dass die Gesamtbilanz an Kohlenstoffspeicherung besser wäre, wenn wir Bäume einfach weiterwachsen ließen, statt diese zu fällen und zu verbauen. Das ist ein weiter Wald und die Diskussion in vollem Gange. Aber warum eigentlich nicht Baumwachstum und Bauen miteinander verbinden? Die Baubotanik widmet sich dem Entwerfen mit Bäumen. Und baubotanische Bauwerke nehmen, anders als Holzbauten, weiterhin CO2 aus der Luft auf und tragen zur lokalen Klimaverbesserung bei.
Diese Einführung geht auf die botanischen Wachstumsgesetze ein, die die Bauten leiten, und erklärt die Grundlagen des Konstruierens mit lebenden Bäumen. Geeignete Baumarten und Techniken werden erläutert und realisierte Bauten, Versuchsreihen, Entwurfsstudien sowie neue Konzepte zeigen einen Weg zu grünerem Bauen auf. Das Buch regt mit zahlreichen internationalen Beispielen und faszinierendem Bildmaterial zu einem anderen Blick auf Architektur an, die gleichsam zu einem Teil der Stadtnatur wird. Weniger Bäume über massive Pflanzbehälter integrieren, vielmehr andersherum, so scheint es, soll die Architektur in das Wachstum der Vegetation einbezogen werden.
Wachsende Architektur ist sicher auch nicht die Lösung für die Bauwende, aber vielleicht ein relevanter Beitrag. Auf jeden Fall gibt das Buch Ansporn, dass jenseits von ökobilanziell abwegigen und gesellschaftlich elitären Prestigeobjekten wie Stefano Boeris Bosco Verticale in Mailand oder der Hainbuchenmonokultur von Christoph Ingenhovens KII in Düsseldorf ein wirklicher Einklang von wachsender Architektur, Ökologie und Klimaschutz sowie den alltäglichen Bedürfnissen der Menschen möglich ist. Das empfehlenswerte Buch liefert dafür Grundlagen und Inspiration.
Wachsende Architektur
Einführung in die Baubotanik
Ferdinand Ludwig, Daniel Schönle (2023)
Basel: Birkhäuser Verlag
224 S., Softcover, 52 Euro