Die Bewertung von zwei Versionen desselben Wohnblocks unterstreicht die Vorteile anpassungsfähiger Gebäude
Aufgrund der Nachhaltigkeitsthematik nehmen Forderungen nach der Anwendung von Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in der Gebäudeplanung, wie z. B. Flexibilität und Reversibilität, zu. Allerdings fehlen diesbezüglich noch quantitative Studien zum entsprechenden Umweltnutzen. Die FH Zürich hat die Ökobilanzen zweier Konfigurationen eines mehrgeschossigen Wohnreferenzgebäudes verglichen. Eine flexible, reversible Gebäudekonstruktion mit einer tragenden Stahlkonstruktion und Holzdeckenelementen wird dabei einer konventionellen, monolithischen Bauweise auf Stahlbetonbasis gegenübergestellt. Die Bewertung erfolgt auf Ebene des gesamten Gebäudes, einschließlich Bau, Betrieb, Instandhaltung und der End-of-Life-Phase.
Beide Gebäudekonzepte zeigen ähnliche Ergebnisse für einen regulären Lebenszyklus von 60 Jahren ohne größere Sanierung (13 kg CO2-eq/m2 und 14,5 kg CO2-eq/m2 pro Betriebsjahr). Betrachtet man längere Gebäudelebensdauern, sinkt die Umweltbelastung des Referenzgebäudes pro Betriebsjahr deutlich. In diesem Zusammenhang ist eine flexible Gebäudeplanung von Vorteil, da sie die Sanierung von Gebäuden erleichtert, während eine monolithische Gebäudeplanung aufgrund geringer Anpassungsfähigkeit häufig zu einem vorzeitigen Abriss führt. Weitere Vorteile des reversiblen Gebäudedesigns sind das erhöhte Potenzial von Materialien, die am Ende der Lebensdauer eines Gebäudes wiederverwendet werden können, und die potenzielle Wiederverwendung von Strukturelementen. Die Studie zeigt, dass 14 % der grauen Treibhausgasemissionen des flexiblen Gebäudes vermieden werden können, wenn Fundament, Tragwerk und Deckenelemente für einen Folgebau erhalten bleiben. Eine solche direkte Wiederverwendung führt zu einem wesentlich höheren ökologischen Werterhalt als das Recycling derselben Materialien.
Kröhnert, H.; Itten, R.; Stucki, M. (2022) Comparing flexible and conventional monolithic building design: Life cycle environmental impact and potential for material circulation. Building and Environment 222, 109409. https://doi.org/10.1016/j.buildenv.2022.109409