Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020 an Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger übergeben

Die mineralischen Baustoffe feiern sich erstaunlich unkritisch – da ist viel Luft nach oben

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Dr. Rolf Bösinger hat im Februar den 13. Monitoring-Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020 von der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau entgegengenommen. Bei der Übergabe zeigte sich der Branchenverbund insgesamt sehr zufrieden mit den Ergebnissen des Monitorings zu mineralischen Bauabfällen.

René Hagemann (Hauptverband der Deutschen Bauindustrie), Dr. Matthias Frederichs (Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs)), Dr. Rolf Bösinger (Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen), Felix Pakleppa (Das Deutsche Baugewerbe), Andreas Pocha (Deutscher Abbruchverband e. V.), Dr. Berthold Schäfer (Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs)), Christine Buddenbohm (Das Deutsche Baugewerbe, Bundesgütegemeinschaft Recycling-Baustoffe) und Sandra Giern (Bundesverband Recycling-Baustoffe)
Quelle: Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs)

Positiv ist auf jeden Fall die mit dem Bericht dokumentierte Transparenz und grundsätzlich auch die recht hohe Verwertungsquote von 90 %. Aber Verwerten heißt halt mit anderen Worten auch nur irgendwie Weiternutzen durch Downcycling. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, aber eben auch noch meilenweit von einer echten Kreislaufwirtschaft entfernt. Und nur 13 % des Bedarfs an Gesteinskörnungen werden durch wirkliches Baustoffrecycling gedeckt. Hier ist noch ganz viel Luft nach oben. Es wurde zu Recht auch darauf hingewiesen, dass insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen für Baustoffrecycling deutlich verbessert werden müssen, aber Rückbau auch selektiv und mit Schadstofferkundung sowie einer bestmögliche Aufbereitung erfolgen muss. Wünschenswert ist auch eine Erweiterung des Monitorings um Bauteile aus mineralischen Baustoffen, welche einer Wiederverwendung zugeführt werden können.


„Die Umweltwirkung von Gebäuden im Betrieb ist jedem präsent, die am Anfang und am Ende eines Gebäudelebens nur wenigen. Durch das Engagement der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau liegt Deutschland mit rd. 90 % weit über der europäischen Vorgabe (70 %). Was schon gut ist, kann dennoch immer noch besser werden. Wir werden uns für mehr Forschung in diesem Bereich einsetzen und für die Akzeptanz von Ersatzbaustoffen werben. Somit können wir auf absehbare Zeit zwei Ziele erreichen: Abfall beim Bauen reduzieren – Stichwort Kreislaufwirtschaft – und Ersatzbaustoffe zum begehrten Klimaschutzprodukt machen“, so Staatssekretär Bösinger.

Seit 1996 veröffentlicht die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau im Zweijahresturnus Monitoring-Berichte mit den Daten zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle. Der aktuelle Bericht basiert auf den amtlichen Daten des Jahres 2020. „Mineralische Bauabfälle werden heute nahezu vollständig im Stoffkreislauf geführt, wodurch Deponien entlastet und Primärrohstoffe geschont werden. Über 13 % des Bedarfs an Gesteinskörnungen werden inzwischen durch Recycling-Baustoffe gedeckt“, erläuterte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden, Dr. Matthias Frederichs. „Von den insgesamt 220 Mio. t mineralischer Bauabfälle, die 2020 anfielen, wurden über 197 Mio. t, also rd. 90 %, einer umweltverträglichen Verwertung zugeführt.“

Monitoring-Bericht Kreislaufwirtschaft Bau
Quelle: Statistisches Bundesamt

„Im Straßenbau erreichen wir mit fast 96 % die höchsten stofflichen Verwertungsquoten. Durch ortsnahe Aufbereitung und Wiederverwendung mittels innovativer Gewinnungs- und Recyclingverfahren setzen wir den Kreislaufwirtschaftsgedanken hier nahezu optimal um“, erklärte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. „Auch in anderen Bereichen ist das technisch möglich, wenn die politischen Rahmenbedingungen konsequent am Ziel der Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden.“

„Selektiver Rückbau und strikte Getrennthaltung tragen dazu bei, dass auch Bauschutt heute zu über 94 % neuen Verwendungen zugeführt werden kann. Um verbleibende Potenziale zu heben, müssen die politischen Ziele in den Verwaltungen umgesetzt und Absatzmärkte etabliert werden, wozu der Produktstatus von güteüberwachten und mehrfach geprüften Ersatzbaustoffen unerlässlich ist“, stellte Andreas Pocha, Geschäftsführer des Deutschen Abbruchverbands, fest.

Kein Abbruch mehr ohne Schadstofferkundung, selektiven Rückbau und bestmögliche Aufbereitung des Materials

Peter Kurth
Geschäftsführender Präsident Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft

Diese Einschätzung teilt Christine Buddenbohm, Geschäftsführerin der Bundesgemeinschaft Recycling-Baustoffe: „Die von unseren Unternehmen hergestellten gütegesicherten Ersatzbaustoffe unterliegen der Eigen- und Fremdüberwachung und erfüllen hohe Qualitätsansprüche. Wir stellen allerdings nach wie vor fest, dass die Akzeptanz sowohl bei privaten als auch bei öffentlichen Bauherren steigerungsfähig ist.“

Zur Akzeptanzsteigerung sehen Peter Kurth, geschäftsführender Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft, und Sandra Giern, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Recycling-Baustoffe, die öffentliche Hand in der Pflicht, eine proaktive Vorreiterrolle einzunehmen. „Die öffentliche Hand muss sich bei Bauprojekten im Bestand dazu verpflichten, dass kein Abbruch mehr ohne vorherige Schadstofferkundung, selektiven Rückbau und bestmögliche Aufbereitung des Materials durchgeführt wird, um Ersatzbaustoffe möglichst sortenrein im Kreislauf zu führen“, forderte Peter Kurth. Sandra Giern erwartet von der öffentlichen Hand zudem ein größeres Engagement bei der nachhaltigen Beschaffung. „Die aktuell vorgegebene eingeschränkte Bevorzugungspflicht ist nicht praxistauglich und muss durch einen verpflichtenden Einsatz von Ersatzbaustoffen bei öffentlichen Bauprojekten ersetzt werden. Nur bei schlüssiger Begründung, warum ein solcher Einsatz nicht realisierbar ist, darf zukünftig vom Einsatz von Ersatzbaustoffen abgesehen werden.“

Als weiteren entscheidenden Hebel sieht Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, die vom Bundesumweltministerium in Aussicht gestellte gesetzliche Regelung zum Ende der Abfalleigenschaft. „Eine Abfallende-Verordnung wird den Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffen deutlich stärker fördern. Durch eine solche Regelung würde mehr für die Kreislaufwirtschaft erreicht als mit einer Diskussion um produktspezifische Recyclingquoten.“ Auch die Möglichkeit, das Material gar nicht erst zu Abfall werden zu lassen, sollte geprüft werden.

Als gemeinsame Aufgabe verstehen die Beteiligten, zukünftig mehr Ersatzbaustoffe in der Herstellung neuer Produkte einzusetzen, wenn Ressourcen und Klima dadurch noch besser geschont werden können.

Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020

Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im Jahr 2020: www.kreislaufwirtschaft-bau.de/Download/Bericht-13.pdf

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