Neue Norm für Umweltproduktdeklarationen von Bauprodukten

Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declarations – EPDs) für Bauprodukte in Europa folgen im Allgemeinen der Norm DIN EN 15804 Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen – Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte. Die Version EN 15804 + A2 dieser Norm wurde auf Englisch schon im Oktober 2019 veröffentlicht und war wenige Monate darauf auch in der deutschen Übersetzung verfügbar. Alle nationalen Versionen der Norm sind bis spätestens Oktober 2022 zurückzuziehen, sodass ab diesem Zeitpunkt bei vielen Programmhaltern wie bspw. dem Institut Bauen und Umwelt (IBU) EPDs nur noch in Ausnahmefällen nach der alten Norm veröffentlicht werden können.

Inhaltlich bringt die neue Norm zwei wichtige Änderungen: zum einen werden jetzt für alle Bauprodukte (mit sehr wenigen Ausnahmen) Angaben zu den Umweltbelastungen am Lebensende verpflichtend. Das bedeutet, dass Prozesse beim Rückbau, der Entsorgung oder einer wie auch immer gearteten Weiterverwendung (z. B. Wiederverwendung oder Recycling) bilanziert werden müssen. Zum anderen wird die sogenannte Wirkungsabschätzung, d. h. die Zusammenfassung von Umweltwirkungen und Ressourcenverbrauch in wenigen Kennzahlen, neu aufgestellt. Hier werden einerseits einige neue und z. T. optionale Indikatoren eingeführt, andererseits werden bei einigen der bestehenden Indikatoren die verwendeten Berechnungen neu definiert. Die Änderungen reichen dabei von behutsamen Anpassungen an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, die nur bei wenigen Produkten deutliche Auswirkungen haben dürften (z. B. beim Beitrag zum Klimawandel), bis hin zum Aufsplitten eines bestehenden Indikators in mehrere unter gleichzeitiger Einführung vollkommen neue Modelle zur Berechnung der Umweltwirkung (z. B. bei Überdüngung).

Quelle: Institut Bauen und Umwelt

Letzteres führt dazu, dass die Ergebnisse von EPDs nach der neuen Norm EN 15804 + A2 mit denen der älteren Version nicht mehr vergleichbar sind. Weil jedoch bei vielen Projekten, die z. B. eine Zertifizierung nach DGNB oder BNB anstreben, auch in einigen Jahren noch die Ökobilanz mit einer Referenz verglichen werden wird, die mit Daten gemäß EN 15804 + A1 berechnet wurde, ist die Verfügbarmachung von entsprechenden Datensätzen wichtig. Aus diesem Grund bietet das IBU die Möglichkeit, die entsprechenden Resultate in einem Anhang zu veröffentlichen und in Datenbanken wie die Ökobaudat, die Grundlage für Gebäude-Ökobilanzen bei der Zertifizierung nach BNB, einzustellen.

„Auch wenn die erste EPD nach der neuen Norm EN 15804 + A2 schon vor zwei Jahren beim Institut Bauen und Umwelt veröffentlicht wurde, ist das bevorstehende Zurückziehen der Vorgängerversion ein wichtiger Schritt. Die mehr als 350 EPDs nach der neuen Norm, die wir momentan in unserer Datenbank haben, zeigen deutlich, dass unsere Mitglieder frühzeitig auf diese Veränderungen reagiert haben und sie annehmen“, so Dr. Alexander Röder, Geschäftsführer des IBU.

Für weitere Fragen zu den Auswirkungen der neuen Norm, insbesondere auf die Erstellung von EPDs, steht die Geschäftsstelle des IBU unter info@ibu-epd.com zur Verfügung.

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