Für den Innenausbau werden oft mitteldichte Faserplatten (MDF) verwendet, die sich bei Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchte im Raum kaum verziehen und sich wegen der homogenen Struktur sehr einfach verleimen und streichen lassen. Aus ökologischen Gründen ist es sinnvoll, Produkte aus Holzwerkstoffen stofflich wiederzuverwerten, anstatt sie nach der ersten Nutzungsphase zu verbrennen oder zu deponieren. Damit gewinnen der Recyclingprozess sowie die Recyclingfähigkeit von Holzwerkstoffen an Bedeutung. In einem Forschungsprojekt der Designerin Sofia Souidi mit dem Fraunhofer WKI wurden Platten aus recycelten Altholzfasern entwickelt, die die Vorteile von MDF aufweisen, aber ohne petrochemische Bindemittel hergestellt werden können. Daher emittieren die Superwood-Holzfaserplatten kein zusätzliches gesundheitskritisches Formaldehyd. Es wurde stattdessen Leim aus Casein (Milchprotein) verwendet, der bereits im alten Ägypten als Klebstoff für den Möbel- und Bootsbau genutzt wurde. Wegen strenger Hygieneauflagen werden in Deutschland jedes Jahr rd. 2 Mio. l Milch entsorgt. Daraus lässt sich Casein extrahieren, sodass das Casein-Bindemittel aus einem vorhandenen Abfallprodukt hergestellt wird – ohne Lebensmittelkonkurrenz.
Durch das hochleistungsfähige, formaldehydfreie Bindemittel auf Casein-Basis, kombiniert mit recycelten Fasern aus Altholz, entsteht ein Superwood-Material, das wie MDF verarbeitet werden kann. Denkbar ist die Herstellung von Platten, die wie Gipskarton vielseitig und unkompliziert im Innenausbau verwendet werden könnten. Superwood selbst ist auch vollständig recyclingfähig und lässt sich durch die Beimischung von andersfarbigen Forst- und Produktionsabfällen in einer Vielzahl gestalterischer Varianten erzeugen, die den Gedanken des Recyclings visuell transportieren.
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