Vom 21. bis 23. Juni 2022 fanden die 66. BetonTage in Ulm unter dem Motto Nachhaltiger Bauen mit Beton statt. Das Bauen mit Beton und Betonbauteilen muss nachhaltiger, der CO2-Fußabdruck gesenkt werden – mit weniger Zement und unter Einsatz von Substituten, mit leichterem Konstruieren und Bauen, mit mehr Recyclinganteil und am Ende auch mit Carbon Capture, so Friedrich Gebhart, Präsident des Fachverbandes Beton- und Fertigteilwerke BW. An Selbstvertrauen mangelt es den Betonern wie üblich nicht: Über den Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg soll das Bauen mit Beton per se zur nachhaltigsten Bauweise werden.
Aktuell ist die Lage der Betonbaubranche noch gut. Die Bauinvestitionen sollen 2022 um 1 % steigen, während die Baustoff-Steine-Erden-Industrie eher von Stagnation ausgeht. Darüber hinaus scheinen aber Prognosen kaum möglich. Zu groß sind die Unsicherheiten bezüglich unterbrochener Lieferketten, erhöhter Energie- und damit Produktionskosten, steigender Zinsen und am Ende einer nachlassenden Baunachfrage. Da kündigt sich eine mögliche Baukrise an, also auch eine Chance für Veränderungen. Wir tun alles und sind auf einem guten Weg in Sachen Recycling und CO2-Fußabdruck, so Friedrich Gebhart, aber ohne uns geht es nicht. Prof. Manfred Curbach erläutert in seiner Keynote die Stärken von Carbonbeton mit 50 % weniger Materialverbrauch und 70 % geringerem CO2-Fußabdruck bei einer prognostizierten Lebensdauer von 200 Jahren. Aber Curbach merkt auch kritisch an, dass zwischen den ersten Forschungsansätzen und dem demnächst fertiggestellten Carbonbetongebäude CUBE in Dresden drei Dekaden vergangen sind. Es ist offensichtlich: Wir brauchen mehr Fortschritt – und das deutlich schneller. Mit dem LAB – Lausitz Art of Building will Curbach beides erreichen: klimafreundliches Bauen erforschen und der Lausitz Perspektiven geben – wenn LAB denn genehmigt wird.
Christoph Müller vom VDZ hebt die Planungshilfe Nachhaltig Bauen mit Beton des DAfStb als wichtigen ersten Schritt hervor, betont aber auch die besonderen Herausforderungen, die klassische Zementproduktion zu dekarbonisieren, weil nur ca. ein Drittel der Emissionen Brennstoffemissionen, aber zwei Drittel chemisch bedingte Prozessemissionen sind. Aufwendiges Carbon Capture and Storage – CCS sowie eine Reduktion des Klinkeranteils auf ca. die Hälfte scheinen hier wichtige Ziele zu sein. Interessant ist ein Verfahren aus der Schweiz, bei dem RC-Gestein wieder CO2 aufnimmt und anschließend für Recyclingbeton verwendet wird – vielleicht ist das eine Ergänzung zu anderen notwendigen Schritten. Gemeinsam für Klimaschutz vereint solid UNIT als Netzwerkinitiative für einen innovativen Massivbau die progressiven Branchenkräfte. Solche Initiativen machen Mut, dass die nach wie vor sehr relevante Betonbaubranche, die mineralischen Baustoffe insgesamt endlich richtig Fahrt aufnehmen und nicht durch Lobbyismus, sondern durch viele und möglichst auch schnelle Innovationen maßgeblich zum Klimaschutz beitragen. Damit es auch weiterhin guten Gewissens nicht ohne Beton geht.