Eine stetige Zunahme der Feinstaubbelastung in Ballungsgebieten durch Verkehr, Heizungs- und Industrieabgase, ein extremer Anstieg der sommerlichen Temperaturen v. a. im städtischen Raum als Folge des Klimawandels und der baulichen Verdichtung, ein Rückgang von Insekten- und Vogelpopulationen aufgrund der Ausbreitung von Monokulturen und zunehmender Flächenversiegelung … Die Liste der durch uns Menschen verursachten Umweltprobleme ließe sich beliebig fortsetzen. Seit Jahrzehnten beobachten Wissenschaftler weltweit diese Entwicklungen und erforschen, wie man den negativen Folgen am besten begegnen kann. Konsens herrscht bei den meisten Experten darüber, dass bei einem Großteil dieser Zukunftsfragen naturbasierte Lösungen gebraucht werden, bei denen Pflanzen eine wichtige Rolle spielen. Und weil der Platz für Grünflächen in Städten am Boden zunehmend geringer wird, rückt die Begrünung von Gebäuden immer mehr in den Blickpunkt.
In Deutschland sind gerade zwei neue Studien an den Start gegangen, die sich zwar mit sehr unterschiedlichen Aspekten von vertikaler Stadtbegrünung beschäftigen, beide aber ganz konkret die Frage stellen, welchen Nutzen diese tatsächlich hat. Die Vorhaben werden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung. Aktiv bei beiden Projekten dabei: das schwäbische Unternehmen Helix Pflanzensysteme GmbH, Spezialist für vertikale Begrünung und grüne Sofortlösungen im urbanen Raum.
Ökosystemleistung und Biodiversität
Die Ökosystemleistung begrünter Flächen messbar zu machen, ist das ambitionierte Ziel des Projekts SmartGreen. Dafür entwickelt das Münsteraner Unternehmen Budelmann Elektronik GmbH gemeinsam mit dem Institut für Partikeltechnologie (IPT) der Bergischen Universität Wuppertal und Helix Pflanzensysteme eine intelligente Software und entsprechende Sensoren. Diese kommen zunächst unter Laborbedingungen in einem Windkanal zum Einsatz und messen dort an verschiedenen Stellen bepflanzter Fassadenbegrünungsmodule u. a. die Konzentration von Feinstäuben und Stickoxyden sowie die Temperatur der Luft. Dabei wird untersucht, ob und inwieweit es mit heutiger Messelektronik möglich ist, die Absorption von Schadstoffen und die Reduktion der Lufttemperatur beim Durchströmen der Pflanzen in Echtzeit sichtbar zu machen. Im Rahmen des Forschungsprojekts soll anschließend eine miniaturisierte Messelektronik, die auch mobil einsetzbar ist, entwickelt werden. Die geplante Projektlaufzeit beträgt zwei Jahre.
Beim Forschungsprojekt BiodivFassade geht man im Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) und im Institut für Landschaftsplanung und Ökologie (ILPÖ) an der Universität Stuttgart der Frage nach, wie eine begrünte Gebäudefassade gestaltet sein muss, um optimal zur Biodiversität beizutragen. Zu diesem Zweck werden zunächst 20 bereits bestehende Grünfassaden im Bereich der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt eingängig analysiert. Schwerpunkte sind die Erfassung von Faktoren, die das Mikroklima beeinflussen (etwa Temperatur und Feuchtigkeit), sowie der Artenreichtum der Pflanzen und die Vielfalt der dort lebenden Tiere. Die Messungen erfolgen zwei Jahre lang sowohl sensorisch als auch ganz klassisch visuell. Anhand der gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse und der jahrelangen Praxiserfahrungen von Helix sollen anschließend zwei innovative Grünfassadensysteme entwickelt werden. Diese werden auf einer 250 m² großen Fläche angebracht, um ihren Nutzen für Mensch, Flora und Fauna zu erproben. Das Projekt startete im April 2022 und endet im Frühjahr 2025.
„Wir sind froh und stolz, bei zwei so interessanten Forschungsprojekten dabei sein zu dürfen und unser gärtnerisches und technisches Know-how mit einbringen zu können“, sagt Hans Müller, Geschäftsführer der Helix Pflanzensysteme GmbH. „Für uns als mittelständisches Unternehmen ist es immer wieder eine echte Bereicherung, mit Hochschulen, Universitäten und anderen Gewerken zusammenzuarbeiten. Die gemeinsame Beschäftigung mit unterschiedlichen komplexen Fragestellungen bringt nicht nur die Wissenschaft weiter, sondern erweitert auch unseren eigenen Horizont. Mit Blick auf unsere Produkte zur Begrünung von Gebäuden fragen wir uns ja ständig, was wir tun können, um sie ökologisch noch besser zu machen. Zugleich zeigen uns die Forschungsergebnisse aber auch, welchen Wert unsere Arbeit und unsere Produkte für die Gesellschaft und die Umwelt haben.“
Weitere Informationen: www.helix-pflanzen.de