Mut zum Wandel: DGNB Jahreskongress 2022

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Am 23. und 24. Februar 2022 veranstaltete die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e. V. ihren ersten digitalen Jahreskongress. Mehr als 1000 Interessenten verfolgten das zweitägige Programm, das inhaltlich einen breiten Bogen spannte. Für alle, die den Kongress verpasst haben, gibt es die Möglichkeit, diverse Impulsvorträge und Diskussionsrunden online anzuschauen. Die DGNB veröffentlicht diese auf ihrem DGNB YouTube-Kanal.

Hierzu zählen beispielsweise Impulse von Lars Ostenfeld Riemann (Executive Director von Ramboll Buildings), Prof. Eike Roswag-Klinge vom Natural Building Lab der Technischen Universität Berlin oder der indischen Architektin Anupama Kundoo, die aktuell eine Professur an der Fachhochschule Potsdam hat. Weitere Sprecher waren DGNB-Präsident Amandus Samsøe Sattler, Dr. Philipp Bouteiller von der Tegel Projekt GmbH und die neue Präsidentin des Architects‘ Council of Europe Ruth Schagemann. Das Spekturm reichte vom Bauen in planetaren Grenzen über das Konzept des regenerativen Designs bis hin zu einem zirkulär-ästhetischen Diskurs.

Übergeordneter Tenor der Impulse war, dass es neue Denkweisen und Narrative braucht, um die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit zu beschleunigen. Offenheit für Kollaboration, Mut zum Experimentieren und das Hinterfragen tradierter Handlungsmuster stehen im Fokus. Entscheidend sei es zudem, dass gerade die Planenden – ob Ingenieure oder Architekten – selbst Wissen aufbauen und erste wirklich ambitionierte Projekte umsetzen müssen, um Bauherren und Investoren zu überzeugen. Mit Kompetenz und Erfahrung zu überzeugen ist das Credo. In der Planung von größeren Projekten sollte ein hinreichend großes Maß an Flexibilität angelegt sein und nicht zu früh im Kleinteiligen alles fixiert werden, um Innovation nicht zu verhindern. Auch ein Denken vom Ende her, von wünschenswerten Ziel- oder Zukunftsbildern ausgehend, wurde gefordert. Ebenso, dass das Gros der Aktivitäten in den Bestand fließen muss, will die Branche das Klimaziel ernst nehmen.

Neben den Impulsen gab es acht sogenannte Themenräume beim DGNB Jahreskongress 2022. Inhaltlich griffen diese hochaktuellen Diskurse aus der weiten Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens auf. Hype oder Hoffnung? Lippenbekenntnis oder Leitlinie? Must-have oder Nice-to-have? Die teils überhitzten Debatten sollten beim Kongress nüchtern und realistisch eingeordnet werden. Inhaltlich ging es unter anderen um klimaresilientes Bauen, Biodiversität und die florierende Commitment-Kultur von Unternehmen und Kommunen in Sachen Klimaneutralität. Unter dem Motto Nachhaltigkeit by Design? wurde diskutiert, wie weit die Branche beim zirkulären Bauen ist.

Debattiert wurde, wie die Materialwahl für Planende unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten besser gelingen kann. Das die Immobilienwirtschaft überstrahlende Thema ESG wurde auf seine aktuelle Substanz hin kritisch beleuchtet. Gleiches galt für die Praxistauglichkeit der Bundesförderung BEG, die seit dem abrupten Stopp in den vergangenen Wochen und der angekündigten Weiterentwicklung nochmals stärker im Fokus steht. Letztlich blickte der DGNB Jahreskongress über die Grenzen Deutschlands hinaus. Im Themenraum Sustainable Building in Europe stellten Vertreterinnen und Vertreter von Green Building Councils aus Dänemark, Spanien und Kroatien vor, welche Aspekte in ihren Ländern im Fokus stehen und wie weit die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit dort bereits vorangeschritten ist. Dabei wurde deutlich, dass manche Themen, die in Deutschland stark emotionalisiert sind, in anderen Ländern ganz anders betrachtet und bearbeitet werden.

Insgesamt zeigte sich, wie wertvoll es sein kann, in kurzer Zeit so viele unterschiedliche Impulse zu bekommen, um das Handeln im eigenen Büro, im eigenen Unternehmen, in der eigenen Kommune aus frischen, anderen Perspektiven neu zu reflektieren. Ganz im Sinne des Impulses von Amandus Samsøe Sattler gilt daher auch für den DGNB Jahreskongress selbst: Fertig ist nur der Anfang.

Digitaler DGNB Jahreskongress 2022
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